Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Seite - 197 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 197 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Bild der Seite - 197 -

Bild der Seite - 197 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Text der Seite - 197 -

reich auf „theoretisch perfektem, aber praktisch schwankendem Boden“178 entwickelt. Diese Wahrnehmung belastete sein Verhältnis zur parlamenta- rischen Demokratie erheblich.179 Sie deckte sich mit der 1934 ausgesproche- nen Einschätzung von Eugen Margarétha, der vom österreichischen Par- lamentarismus erklärte, er habe das Land „an den Rand des Verderbens gebracht“.180 Die Notizen von Richard Schmitz aus dem Jahr 1933 lassen seine Über- zeugung vom Scheitern der Demokratie aufgrund der Mängel des Parla- mentarismus erkennen.181 Hans Karl Zeßner-Spitzenberg sprach von der „Fremdform des Parlaments“.182 Für Lois Weinberger, dem mehrere Maifei- ern der Sozialdemokraten als „rotes Bacchanal des Hasses“ in Erinnerung geblieben waren183, trug diese Partei die Hauptverantwortung für den Zu- sammenbruch der Demokratie184, eine von Anton Klotz geteilte Einschät- zung.185 Rezente wissenschaftliche Arbeiten betonen teils die Rolle der Sozi- aldemokraten als Garanten der Demokratie186, teils heben sie eine gewisse Überempfindlichkeit in deren Reihen, übereilte Aktionen und die Instru- mentalisierung des Parlamentarismus auf dem Weg zum Sozialismus, ja selbst bolschewistische Tendenzen hervor.187 Karl M. Stepan hatte das Ver- trauen ins parlamentarische System hingegen durch schlechte Erfahrungen in der Parteileitung der steirischen Christlichsozialen verloren.188 Bei den im Frühjahr 1934 im Ministerrat geführten Diskussionen über die Verfassung war vielen Rednern der Grundsatz, alle Autorität gehe – gemäß dem Naturrecht189 – von Gott aus, ein zentrales Anliegen.190 Breiten Raum nahm dieser Gedanke bei Leopold Kunschak ein.191 Ende September 178 K. schuschniGG, Im Kampf, 101. 179 GoldinGer, Schuschnigg, 220. 180 CS 16. 12. 1934 (E. marGarétha). 181 weinZierl, Aus den Notizen, passim. 182 CS 18. 3. 1934 (H. K. Zeßner-sPitZenberG). 183 weinberGer, Tatsachen, 42. 184 weinberGer, Tatsachen, 48; vgl. KarlicK, Lois Weinberger, 19 f. 185 KlotZ, Sturm, 13 und 31 f. 186 beller, A Concise History, 204; newman, Zerstörung, 295; reiter-ZatlouKal, Parlamenta- rismus, 35. 187 charmatZ, Vom Kaiserreich, 169; GoldinGer/binder, Geschichte, 144; KluGe, Ständestaat, 29 f.; Konrad, Der 12. Februar 1934, 92 f.; simon, Die verirrte Erste Republik, 58; wein- Zierl, Zeitgeschichte, 221. 188 binder 1982, Karl Maria Stepan, 178; binder, Stepan/Dobretsberger, 25. 189 Zu diesem Gedanken d. berGer, Aspekte, 428. 190 Alois Schönburg-Hartenstein, Otto Ender, Richard Schmitz; PMR VIII/5, Prot. 919/3 (1. 2. 1934), 511; PMR VIII/7, Prot. 939/5 (24. 4. 1934), 9; vgl. steiner, Wahre Demokratie?, 135 f.. 191 busshoff, Dollfuß-Regime, 190; PelinKa, Stand, 187; vgl. auch NR 31. 1. 1925 (S. waitZ). 4.2 KRITIK AN DER PARLAMENTARISCHEN DEMOKRATIE 197
zurück zum  Buch „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit"
„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Berufsstand“ oder „Stand“?