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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Johannes Messner unterstellte den Parteien „Machtinteressen“, die „eine wirkliche Mitbestimmung des Volkes“ nicht wirksam werden ließen; so entarte diese Form der Demokratie zur Scheindemokratie und mache „die Erfüllung der wesentlichen staatlichen Aufgaben unmöglich.“253 Hier liegt die Wurzel von Leopold Kunschaks Forderung nach einem dem „Parteiin- teresse“ übergeordneten „Staatsinteresse“.254 Johannes Hollnsteiner warnte vor der Gefahr, dass das Volk „im Namen der Demokratie entrechtet“ werde, weil die Formaldemokratie in „hemmungslose Parteiendemagogie“ umge- schlagen sei.255 Den Begriff „Formaldemokratie“256 hatte der Theologe von den Stände- theoretikern der Weimarer Republik257 und von Ignaz Seipel258 übernom- men; auch Friedrich Funder259, der Demokratie als etwas rein Äußerliches betrachtete, identifizierte sich mit ihm und übte Kritik an einem „mechani- schen Parlamentarismus“ und an Parteien, die in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren die „Zwangslage“ des Staates missbraucht260 und bei Wahlen „Parteiagitation“ betrieben hätten.261 Zu seinem eigenen Schei- tern bei der Wahl von 1907 stellte er im Nachhinein fest, dies sei gut gewe- sen, denn immer deutlicher empfand er das Parteienwesen als Beschrän- kung der Freiheit.262 Richard Schmitz sprach von „Scheindemokratie“, die einem kleinen Kreis von Gewählten eine unverhältnismäßige Machtansammlung ermöglicht habe263; nach 1919 habe sich die „formalistische Übertreibung des demokra- tischen Gedankens zur Konventsherrschaft und Parlamentsdiktatur entfal- ten“ können.264 Das Parlament besitze „infolge des moralischen Niedergangs der Zeit nicht mehr die idealen Voraussetzungen [...], alleiniger Träger der 253 messner, Ordnung, 72. 254 KunschaK, Österreich, 65 f. und 193; R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 29. 255 MSchKP 1, 485–487 (J. hollnsteiner); vgl. buchmayr, Der Priester, 112; MSchKP 1, 1–6 (A. J. walter). 256 wandrusZKa, Struktur, 334; ludwiG, Österreichs Sendung, 101; PelinKa, Stand, 188; binder 2003, Karl Maria Stepan, 323; P. huemer, Entstehung, 582; H. dachs, Franz Rehrl, 240; busshoff, Dollfuß-Regime, 189 f. und 193. 257 bohn, Ständestaatskonzepte, 114; merGel, Parlamentarische Kultur, 369. 258 orGler, Ständestaat, 97; senft, Im Vorfeld, 87. 259 Pfarrhofer, Friedrich Funder, 11. 260 Pfarrhofer, Friedrich Funder, 158–161. 261 funder, Aufbruch, 53. 262 reiss, Dr. Friedrich Funder, 145. 263 R. schmitZ, Das christlichsoziale Programm, 26; vgl. streitenberGer, Leitbild, 141; braun, Der politische Lebensweg, 236. 264 R. schmitZ, Der Weg, 14. 4.2 KRITIK AN DER PARLAMENTARISCHEN DEMOKRATIE 203
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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