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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Familie, Schule, Kirche und Beruf, weil nur hier die von ihm geforderten moralischen Selbstbindungen wirksam werden könnten.484 Die Persönlichkeit und ihre Grenzen Karl Lugmayer schrieb den Leistungen im und am Organismus der Gesell- schaft die Fähigkeit zu, die Person zur Persönlichkeit werden zu lassen.485 Diese Formulierung ist dem Verständnis der katholischen Moraltheologie verpflichtet, für die Person die geistige Substanz und Wesensmöglichkeit, Persönlichkeit die Erfüllung dieser Wesensmöglichkeit darstellt.486 In die- sem Sinne verstand Franz Hörburger unter Persönlichkeit „die Gesamtprä- gung eines Menschen, die er sich im Laufe des Lebens durch Fremd- und Selbstbildung, durch Auseinandersetzung mit der Kultur seiner Zeit und durch Teilnahme an den Kulturgütern erwirbt“.487 Am platonischen Staats- modell störte ihn die restlose Einfügung des Individuums in den Staat. Bei Aristoteles trete das Eigenrecht des Menschen im Sinn einer Bildung zur Persönlichkeit stärker hervor.488 Richard Schmitz sprach von der Persönlich- keit, die mit ihrer gesellschaftlichen Funktion und mit ihrer Leistung für die Gemeinschaft hervortrete; die Leistung werde nicht nach ihrem materiel- len Erfolg, sondern nach ihrer Bedeutung für das Gemeinwohl bemessen.489 In derselben Weise definierte das LThK/I den Begriff „Sozialordnung“ (als äußere Form von Gemeinschaft).490 Am 10. November 1928, anlässlich des zehnjährigen Bestands der Republik, erläuterte Bundeskanzler Seipel die- sen Gedanken in Gestalt der Unterscheidung zwischen res publica und res privata.491 Franz Rehrl verkündete rhetorisch wirksam: „Wir wollen Persön- lichkeiten, aber nicht Summen.“492 Diese Aussage ist im Rahmen der perso- nalistischen Gesellschaftslehre auch insofern von Belang, als sie quantifizie- rende Ansätze ablehnt.493 484 schüller, Wirtschaftshumanismus, 167. 485 tarmann, Die Personalität, 79. 486 härinG, Gesetz, 117. 487 hörburGer/simonic, Lehrbuch I, 213. 488 hörburGer, Geschichte, 15 f. 489 R. schmitZ, Der Weg, 20. 490 LThK/I 9 (1937), 692–696 (G. Gundlach). 491 rennhofer, Ignaz Seipel, 592 f. 492 Kriechbaumer, Dieses Österreich, 463. 493 sPaemann, Personen, 196. 5. DER MENSCH IST PERSON260
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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