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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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er seine Romanfigur Peter Anich seinem Schwager heftigen Widerspruch entgegensetzen, als ihn dieser aufforderte, sein Wissen zu „verwerten“.706 Der christliche Glaube Jenseits von Alexander Lernet-Holenias auf die zeittypischen Säkularisie- rungsphänomene sich beziehendem ernüchterndem Befund, der Glaube an Gott wäre nicht mehr Bestandteil eines ständeübergreifenden Wertesys- tems, sondern nur mehr das elitäre Merkmal einiger weniger, vornehmlich aus dem Adel707, liegen aus Kreisen katholischer Intellektueller sprechende Belege für dessen gleichwohl gegebene Wirkmächtigkeit vor. Die mit dem christlichen Glauben verbundenen Werte in jenem breiten Kontext zu sehen, in den sie von den Protagonisten des Ständestaates ge- stellt wurden708, ist in Hinblick auf den politischen Katholizismus wissen- schaftlich unabdingbar709, umso mehr, als sich dieser seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von den Dichotomien nährte, die auch die dreißiger Jahre prägten.710 Dass der Glaube freilich nicht mehr seine einstige Bedeutung hatte, zeigt die Verwerfung des im Frühjahr 1934 eingebrachten Antrags von Alois Schönburg-Hartenstein, in die in Ausarbeitung befindliche Verfas- sung möge aufgenommen werden, dass Österreich ein katholischer Staat sei: Man begnügte sich mit „christlich“.711 Bundeskanzler Dollfuß und Verfassungsminister Ender waren gleichwohl Politiker, die die Verknüpfung von Glaube und Politik als Selbstverständ- lichkeit betrachteten und innerlich gegen die Trennung von Staat und ka- tholischer Kirche waren.712 Hermann Stipek erläuterte, warum gerade der Katholizismus mit der berufsständischen Ordnung so eng verbunden sei: weil die katholische Soziallehre nicht spezifisch katholisch, sondern christ- lich sei; kein einziger Punkt könne die evangelischen Christen verletzen; bei diesen fehle aber die kirchliche Autorität.713 Von mehreren Mandataren liegen explizite Bekenntnisse zum Glauben und der als dessen Hüterin auftretenden katholischen Kirche vor. Der „insti- 706 henZ, Peter Anich, 202. 707 mayer, Wunscherfüllungen, 228. 708 suPPanZ, Österreichische Geschichtsbilder, 67–72; schmit, Im Namen, 153. 709 Sehr weitläufig die Darstellung von Kriechbaumer, Erzählungen, 43–45, 52–55, 62 f. und 314–316. 710 hanisch/urbanitsch, Prägung, 73. 711 rettenbacher, Bekenntnisfreiheit, 92. 712 miller, Engelbert Dollfuß, 28; wanner, Otto Ender, 161. 713 stiPeK, Das Werden, 21. 5.6 KULTIVIERUNG PERSONALER WERTE 283
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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