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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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über des Fürsten geprägt.74 Als epochales Ereignis würdigte er die Schlacht am Weißen Berg (1620), in der dem absolutistischen Staat die Ablösung des alten Ständestaates gelungen sei.75 Beim Werden der österreichischen Groß- macht seien aber Züge desselben erhalten geblieben.76 Ludwig Adamovich stellte seinem Lehrbuch des österreichischen Verfassungsrechts historische Informationen voran, in denen die von Redlich gesetzten Schwerpunkte in knapperer Form wiederkehrten.77 Während Redlichs Darstellung das auch von der rezenten Forschung ge- teilte Bild eines Miteinanders von Fürst und Ständen vermittelte, das Ver- änderungen, auch jene des 18. Jahrhunderts, eher als Integrationsprozesse denn als Sieg einer bestimmten Seite beschrieb78 und vom Bewusstsein ge- tragen war, dass die Stände einerseits unter dem Fürsten standen, anderer- seits selbst Obrigkeit waren, also keineswegs Untertanen79, ein insgesamt aristokratisch geprägtes System tragend, das diversen sozialen Gruppen, Interessen und Identitäten eine Bühne bot80, sah Ignaz Seipel im altständi- schen System einen simplen Dualismus zwischen Ständen und Herrscher, einen Machtkampf geradezu. Zutreffend ist aber seine mit Adolf Julius Merkl geteilte81 Einschätzung, dass die Reichs- und Landstände nicht als Repräsentanten des Volks, sondern als Vertreter eigener Interessen agier- ten82 und dass ständischer Widerstand gegen die Forderungen des Hofes keineswegs als Wegbereiter des modernen Parlamentarismus zu verstehen sei.83 Ein Anwalt der Interessen des Volks und Schützer von dessen Freiheit war in Seipels Augen nur der Kaiser, die Stände hingegen hätten die Kom- munikation zwischen beiden behindert.84 Folgerichtig erklärte er 1929, das gewünschte Ständeparlament könne nicht die „Wiederbelebung des Stän- destaates der Vergangenheit“ bedeuten, denn „zwischen den alten Ständen und der ständischen Vertretung, die heutzutage angestrebt wird, besteht 74 redlich, Das Werden, 241. 75 redlich, Weltmacht, 1 und 18–22; redlich, Ausgewählte Schriften, 41 f. 76 redlich, Weltmacht, 24 f. 77 adamovich, Grundriss, 6 f. 78 Vgl. ammerer, Die Stände, 15–17; steKl, Zwischen Machtverlust und Selbstbehauptung, 147–150; stollberG-rilinGer, Vormünder, 8 f. 79 GG 6 (1990), 208 (Stand/Klasse, W. conZe); stollberG-rilinGer, Reich, 15 f. 80 bonaZZa, Tiroler Ständewesen, 189. 81 MSchKP 1, 402 (A. merKl). 82 maZohl-wallniG, Zeitenwende, 227 f.; stollberG-rilinGer, Vormünder, 15–17 und 298–300; zu Ansätzen eines repräsentativen Charakters landständischer Verfassungen vgl. GG 6 (1990), 242 (Stand/Klasse, R. walther); oestreich, Zur Vorgeschichte, 64 und 68–70. 83 ammerer, Die Stände, 23. 84 seiPel, Der Kampf, 47 f. 6. STANDESBEWUSSTSEIN310
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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