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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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nur eine irreführende Namensgleichheit“.85 1934 erläuterte Konrad Josef Heilig im CS, der mittelalterliche und der nunmehr zu schaffende Stän- destaat deckten sich nur in einigen Grundgedanken.86 Anton Klotz benannte den Unterschied so: Die mittelalterlichen „Reichsstände“ hätten den Staat regiert, die Berufsstände gliederten die Gesellschaft.87 Hans Schmitz distanzierte sich von der älteren herrschaftsständischen Ordnung, weil in dieser häufig Besitz, Macht und soziale Geltung die ent- scheidenden Kriterien gewesen seien88, desgleichen Josef Dobretsberger.89 Viktor Frankl beschrieb das altständische Modell als „ein Übereinander von Herrschaftsständen und dienenden Ständen“, weswegen „Ständestaat“ gleichbedeutend mit „Privilegienstaat“ sei. Zum Wesen des gegenwärtigen Ständestaates gehörten hingegen „die Selbstbegrenzung der staatlichen Macht im Namen des sozialen ordo“ sowie die „Achtung vor dem natürlichen Funktionsbereich der Einzelpersönlichkeit und der kleineren innerstaatli- chen Gemeinschaften“.90 Die Zeitschrift StL warnte vor der Annahme der Möglichkeit eines unmittelbaren Übergangs von der herrschafts- zur berufs- ständischen Idee91, und Oskar von Hohenbruck stellte klar, dass eine Neuer- richtung der alten Erbstände nicht geplant sei.92 Georg Moth forderte dazu auf, alte Formen mit neuem, zeitgemäßem Inhalt zu füllen.93 Formen des Neuständischen Trotz der unterschwellig transportierten altständischen Vorstellungen fehlte keineswegs der Sinn für das Anachronistische, das ihnen anhaftete. Richard Schmitz kommentierte die Terminologie der Französischen Revolu- tion: Das Bürgertum habe den dritten Stand gebildet, und aus den Massen 85 seiPel, Der Kampf, 183; vgl. schwarZenberG, Erinnerungen 85 f.; rathKolb, Johannes Schwarzenberg, 253; senft, Im Vorfeld, 88; 1930 wiederholte Seipel diese Gedanken in mehreren Reden: Vor dem Verein katholischer Edelleute sprach er zum Thema Die Neube- lebung des Ständegedankens, wenige Tage später im Verein Altösterreich über Österreichs geistige Konsolidierung als Bedingung für seine Geltung in der Welt und vor dem Land- straßer CV über Die Ständeverfassung; rennhofer, Ignaz Seipel, 664; vgl. CS 14. 1. 1934 (E. Prettenhofer). 86 CS 23. 12. 1934 (K. J. heiliG); vgl. GG 6 (1990), 196 (Stand/Klasse, O. G. oexle). 87 KlotZ, Probleme 2, 159. 88 H. schmitZ, Die berufsständische Ordnung, 12 f. 89 SZ 16. 12. 1934 (J. dobretsberGer). 90 CS 1. 3. 1936 (V. franKl). 91 StL 1935, 106 f. 92 v. hohenbrucK, Zur Frage, 8. 93 moth, Neu-Österreich, 62. 6.3 DER STAND UND DAS STANDESGEMÄSSE 311
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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