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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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(Lehrer, Seelsorger, Richter, Offiziere) sollten in die Psychologie des bäuer- lichen Menschen eingeführt werden, um richtige Verhaltensmuster vermit- telt zu bekommen. Die Heimat müsse dem Bauern wieder zu etwas bewusst Empfundenem werden – bis hin zur Pflege von Ortsbild, Häusern und Flu- ren.481 Klar akzentuierte der Dechant den Zusammenhang zwischen Bauerntum und Familiensinn: „Bauernarbeit führt von selbst zur Familiengründung“, weil sie von einem allein nicht machbar sei. Sie wirke sich auch auf das Ver- hältnis der Geschlechter günstig aus; Mann und Frau hätten komplemen- täre Aufgaben zu erledigen und träfen sich im Bewusstsein der „Gleichwer- tigkeit und Notwendigkeit ihrer speziellen Arbeit“.482 Richard Schmitz sah hier das Vorbild für jene kleineren und mittleren Betriebe mit persönlicher Führung durch den Unternehmer, die er für geeignet hielt, die negativen Auswirkungen der Industrialisierung abzufedern.483 Besonders wichtig war Teufelsbauer die Rettung der bäuerlichen Volks- kultur und des Brauchtums. Dass diese im Niedergang begriffen seien, er- klärte er aus der Aufhebung der Grundherrschaft: Dadurch sei auch die Au- torität verloren gegangen, welche die Dorfkultur schützte. Heute (sc. 1931, E. K.) spüre der Bauer, dass das Alte seinen Sinn verloren hat, und sei daher orientierungslos. Mittlerweile sei es nötig geworden, ihm das Alte zu erklä- ren.484 Zu diesem Zweck gab der Dechant Empfehlungen zur Gestaltung des Bauernhauses und zur Pflege der Familienüberlieferung und rief zur Ein- richtung von Volksbüchereien, Dorftagen und Dorfheimen sowie zur Pflege des Volksliedes und der Volkskunst auf.485 Eine ähnliche Leistung wie Leopold Teufelsbauer in Niederösterreich er- brachte Kaplan Josef Steinberger in der Steiermark. 1919 baute er ein bäu- erliches Bildungswerk auf, dessen Ziel die Verbreitung der „Bauernkunde“ war. Es sollte bei Lehrern und Angehörigen der geistigen Berufe das Ver- ständnis für Wesen, Verhältnisse und Bedürfnisse der bäuerlichen Jugend festigen.486 Diese Anliegen deckten sich mit jenen des 1899 gegründeten Ka- tholisch-conservativen Bauernvereins, zu dessen Zielen die Vertretung der Interessen des „Bauernstands […] in religiöser, wirtschaftlicher und patrio- tischer Beziehung“ gehörte und der insbesondere „das Standesbewusstsein zu beleben und zu stärken“ die Absicht hatte.487 Fünf Prozent der Mitglieder 481 sZerelmes, Leopold Teufelsbauer, 119. 482 teufelsbauer, Landfrauenarbeit, 1; CS 17. 6. 1934 (L. teufelsbauer). 483 seliGer, Scheinparlamentarismus, 354. 484 4. 4. 1931 (L. teufelsbauer). 485 11. 4. 1931 (L. teufelsbauer). 486 burKert-dottolo, Das Land, 38. 487 burKert-dottolo, Das Land, 32. 6. STANDESBEWUSSTSEIN348
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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