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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Johannes Messner nannte die Siedlungspolitik in Verbindung mit der Raumpolitik „einen der wichtigsten Wege der Neubegründung wahrer Volksordnung“.499 Josef von Löwenthal sprach in seinem utopischen Roman von einer Maßnahme gegen die Entwurzelung in den großen Städten.500 Friedrich von Weichs sah im Siedlungswesen einen Schutz vor dem Kapi- talismus.501 Für viele Konservative waren die Flucht aus der Stadt und die Aufwertung der ländlichen Siedlung auch eine Reaktion auf ihre Vorbehalte gegen die Übermacht der Technik.502 Den Frauen, deren Tätigkeit in einem außerhäuslichen Beruf nicht er- wünscht war, boten das Ziehen von Gemüse und die Haltung von Kleintieren in den Augen der verantwortlichen Politiker eine als sinnvoll empfundene Beschäftigung503; sie selbst waren mit dieser Lebensform aber nicht immer glücklich.504 In manchen Fällen wurde die Siedlungsbewegung im Rahmen des im August 1932 eingerichteten Freiwilligen Arbeitsdienstes konkreti- siert:505 Es gab eine Zeitschrift mit dem Namen Siedler Presse506, in der 1934 die Frage gestellt wurde: „Ist Siedeln ein Stand?“ Die Antwort lautete, Siedeln sei die einzig mögliche Politik des angeblich so morbiden Großstädters. „Und es gibt einen neuen Stand: ohne Vertretung, ohne Recht, und doch stärker, neuer, als alle: den Siedler.“507 Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi wertete das Siedlungswesen als Beitrag zum Kampf gegen das Elend. Noch wichtiger war es ihm aber zu betonen, dass der Arbeiter seinen Schrebergarten gleich liebe wie der Un- ternehmer seine Villa: „Denn zwischen dem, der etwas besitzt, und dem, der nichts besitzt, liegt eine Welt, nicht aber zwischen dem, der etwas, und dem der viel besitzt.“ Der Glaube an die proportionale Steigerung der Glücksmög- lichkeiten mit dem Einkommen sei irrig, er gelte allenfalls auf den untersten Stufen. Arbeiter sollten Gärten haben, auch Radio und Fernsehen; Brüder- lichkeit sei „Sozialismus auf der Basis des Individualismus“.508 499 messner, Ordnung, 242; MSchKP 1, 18 (J. messner). 500 hoffmann, Ständische Ordnung, 171. 501 v. weichs, Der Weg, 43; vgl. unterrainer, Wirtschaftspolitik, 72. 502 breuer, Anatomie, 73. 503 Pasteur, Kruckenkreuz, 190 f. 504 hoffmann, ,,Nimm Hack’ und Spaten …“, 251 und 263. 505 StL 1935, 310–332 (K. doleschal); zum Arbeitsdient vgl. ennsmann, Frauenpolitik, 153; Geider, Sozialabbau, 100; Grafeneder, Arbeiterfamilie, 40; marschniG, Militarisierung, 70–72; Pasteur, Kruckenkreuz, 149 f. 506 vallaZZa, ,,Wir bauen auf“, LII; zu anderen vergleichbaren Organen vgl. ebd., XLVI–LIII. 507 vallaZZa, ,,Wir bauen auf“, 95. 508 coudenhove-KalerGi, Totaler Mensch, 119–122. 6. STANDESBEWUSSTSEIN350
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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