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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Teufelsbauer erklärte die synonyme Wendung „aus einem guten Haus“553 mit dem Wesen der Familie als Kulturgemeinschaft.554 Kurt Schuschnigg betonte die Herkunft seiner Mutter „aus alteingesessenem Innsbrucker Haus“.555 Im 19. Jahrhundert hatte sich die katholische Moraltheologie dieses The- mas angenommen. Franz Martin Schindler erklärte, bei der Wahl von Be- ruf und Stand bestehe gegenüber den Eltern „höchste Verpflichtung“.556 An anderer Stelle führte er, ohne das Wort „Stand“ explizit zu verwenden, aus: Zwar erlaube es das Gesetz den Kindern, auch gegen den Rat der Eltern eine Ehe einzugehen, aber sie sollten dies mit Rücksicht auf die Familienehre nicht tun.557 Derlei Gedanken waren besonders für den Adel kennzeichnend, wo die väterliche Autorität bei der Partnerwahl viel zählte.558 Sie stehen für eine Form von Standesbewusstsein, die Franz Kolb bei Wipptaler Bauern des 16. Jahrhunderts in idealer Weise verwirklicht sah. Auf reicher Quellengrundlage identifizierte er die Eheschließung als einen Akt, der die ganze „Sippe“ anging und mit deren Mitsprache erfolgte.559 So seien die „Sippen“ von unehrenhaften560 Elementen frei geblieben, was „im großen Volk und Land nur zum Heile geworden“ sei. Obwohl er wusste, dass eine Heirat auch eine „Herzensfrage“ ist561, war der von Anton Thir ausgesprochene Gedanke, dass einer Familie durch bestimmte Mitglieder „Schande“ bereitet werden könne, übermächtig.562 Auch Johannes Messner sah Familienehre und Standesehre in wechselseitiger Abhängigkeit.563 Den Mitgliedern des CV wurde 1935/36 nahegelegt, bei der Gattenwahl gelte der Grundsatz, „dass gleiche oder ähnliche Kinderstube meist eine Vorausset- zung für eine glückliche Ehe sein wird“.564 Karl Lugmayer präzisierte: Vor allem Töchter nähmen die „Kinderstube“ in ihre neue Familie mit.565 Es geht hier um das Ebenbürtigkeitsprinzip, das sich, wie Ernst Karl Winter, ausgehend vom Kaiserpaar, begründete, in vielen Ehen bewährt habe. Es könne eine Ehe aber auch ad absurdum führen: Daher müsse es, wie er mit Blick auf die von ihm gewünschte „moderne Monarchie“ – und 553 Zur elitenbildenden Komponente einer solchen Herkunft vgl. G. hartmann, Eliten, 225. 554 CS 17. 6.. 1934 (L. teufelsbauer). 555 K. schuschniGG, Dreimal, 33; zu seiner Sozialisation vgl. GoldinGer, Schuschnigg, 218 f. 556 schindler, Lehrbuch II, 353. 557 schindler, Lehrbuch III, 777; vgl. Kustatscher, Haus und Familie, 160 f. 558 waltersKirchen, Adel, 31, 34 und 54. 559 Kolb, Heirat, 107–109. 560 Zur Familienehre vgl. hanisch, Konservatives und revolutionäres Denken, 177. 561 Kolb, Heirat, 110. 562 thir, Frauengestalten 1, 43. 563 messner, Ordnung, 242; vgl. PytliK, Berufsständische Ordnung, 137. 564 leb, Das Familienideal, 39. 565 MSchKP 2, 781–783 (K. luGmayer) ; brineK, Arbeiter, 102. 6.6 DIE FAMILIE 355
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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