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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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altersbedingt noch nicht wahlberechtigten Kinder die Stimme abgäben; auf diese Weise würden sich die Stimmverhältnisse zugunsten jener verlagern, die mehr Verantwortung für die Zukunft empfinden als der Durchschnitt der Kinderlosen.621 Julius Raab, geprägt von seinem katholisch-konservativen Elternhaus622, sah in kinderreichen Familien das „Fundament eines gesun- den Volks“.623 Leopold Kunschak sprach sich für eine Bevorzugung kinder- reicher Familien in der Wohnbaupolitik aus.624 Bundeskanzler Dollfuß hatte aufgrund seiner Herkunft (uneheliche Ge- burt) selbst zwar nie ein klassisches Familienleben kennen gelernt625, aber auch für ihn war die Familie die „Grundlage jeder Gesellschaft“.626 Sein Nachfolger Kurt Schuschnigg dankte seinen Eltern dafür, dass sie ihm „das Paradies echten, glücklichen Familienlebens“ gewährt hätten.627 Eine seiner politischen Maximen lautete: „Was für den Einzelnen Elternhaus und en- gere Heimat ist, das bedeutet für die Gesamtheit das Vaterland.“628 Einzig Dietrich von Hildebrand stimmte in diesen Chor nur teilweise ein und rief zu einer differenzierten Beurteilung des Verhältnisses zwischen Fa- milie und Gemeinwesen auf, weil jeweils andere Seiten des Menschen ange- sprochen seien.629 Das „Gemeinwohl“ könne sich nur auf den Staatsbürger, nicht auf die geistige Person beziehen.630 Das Erziehungsmonopol der Eltern Aus dem bürgerlichen Verständnis der Familie wurde ein weit reichender Exklusivitätsanspruch abgeleitet. Anton Thir erläuterte, ausgehend vom Bericht über die Heilung der Tochter des Jaïrus, Familienglück beruhe auf Liebe und Verschwiegenheit nach außen.631 Als Jesus ins Haus der Kranken gekommen sei, habe er das lärmende Volk abgewiesen, denn in gesunden 621 coudenhove-KalerGi, Held, 228; so auch Otto von Habsburg; baier/demmerle, Otto von Habsburg, 397. 622 schönner, Julius Raab, 380. 623 raab, Ansichten, 21. 624 Kriechbaumer, Dieses Österreich, 328. 625 waltersKirchen, Dollfuß, 66 f.; kritisch zur Idealisierung des Familienlebens dreidemy, Der Dollfuß-Mythos, 98–100. 626 dollfuss an österreich, 193. 627 K. schuschniGG, Dreimal, 33. 628 adam, Staatsprogramm, 104; hanisch, Konservatives und revolutionäres Denken, 163; ha- nisch, Die Politik, 23. 629 v. hildebrand, Memoiren, 315. 630 v. hildebrand, Memoiren, 259. 631 Mk 5,35–53; Lk 8,49–56; thir, Frauengestalten 2, 75. 6. STANDESBEWUSSTSEIN360
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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