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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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nach mehr politischem Einfluss begründete er mit der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Hausarbeit und – wichtiger – damit, dass Frauenpolitik auch Friedenspolitik sei.728 Mit der ihm eigenen begrifflichen Schärfe resümierte er: „Während die Frauenassimilation eine Katastrophe ist, bedeutet die Frauenemanzipation die Eroberung der Gleichberechtigung der Frau als Ge- gengewicht zum einseitig männlichen Geist, ein Glück [...] für die gesamte Menschheit.“729 Die Sozialgesetzgebung der dreißiger Jahre war ausschließlich am Mann als Familienerhalter orientiert.730 Die Lage der Frauen am Arbeitsmarkt verschlechterte sich drastisch731, und soweit sie arbeiteten, verdienten sie deutlich weniger als die Männer.732 Auch von restriktiven Maßnahmen im Bereich der Arbeitslosenfürsorge waren sie stärker betroffen als diese.733 Von hoher Tragweite war die sogenannte Doppelverdienerverordnung vom 15. Dezember 1933, durch die Frauen aus dem Bundesdienst ausschei- den mussten, wenn das Einkommen des Mannes eine gewisse Höhe über- schritt.734 Fernziel war ein generelles Verbot verheirateter Frauen im öffent- lichen Dienst.735 Die Verordnung war sehr umstritten; für ihre Abschaffung traten nicht nur Frauenorganisationen736 und Gewerkschafter ein, etwa Hermann Struber737, sondern auch konservative Wirtschaftswissenschafter wie Ferdinand Degenfeld-Schonburg hatten Bedenken, besonders mit Blick auf die Akademikerinnen, die in manchen Bereichen unverzichtbar seien.738 Struber äußerte auch Vorbehalte gegen Nebenbeschäftigungen bei Männern, die in vielen Fällen zu Ungerechtigkeiten führten. Rund ein Jahr vor dem Erlass der Verordnung hatte er zu einem maßvollen Vorgehen zumal in Fäl- len gemahnt, in denen das geringe Einkommen des Mannes die Berufstätig- 728 Gehler, Der lange Weg 2, 64–66. 729 Zit. nach Gehler, Der lange Weg 2, 63. 730 Geider, Sozialabbau, 90–93; Grafeneder, Arbeiterfamilie, 59. 731 ennsmann, Frauenpolitik, 137. 732 Grafeneder, Arbeiterfamilie, 58. 733 ennsmann, Frauenpolitik, 103; erneGGer, Staatliche Sozialpolitik, 145; Grantl, Arbeits- schlacht, 13; Pasteur, Kruckenkreuz, 163–169. 734 bandhauer-schöffmann, Männerstaat, 254; bei, Austrofaschistische Geschlechterpolitik, passim; ennsmann, Frauenpolitik, 10 und 33–57; erneGGer, Staatliche Sozialpolitik, 142– 144; Grafeneder, Arbeiterfamilie, 72 und 78; hauch, Vom Androzentrismus, 357 f.; Kirch- mayr, Frauenpolitik, 50–53; tálos, Zum Herrschaftssystem, 160; tálos, Herrschaftssystem (2013), 383 f. 735 Geider, Sozialabbau, 69. 736 Viele räumten aber ein, dass außerhäusliche Erwerbsarbeit als Missstand zu betrachten sei; bandhauer-schöffmann, Männerstaat, 273–275; Kirchmayr, Frauenpolitik, 84–86. 737 struber, Österreichs Wiederaufbau, 24. 738 MSchKP 1, 311 (F. deGenfeld-schonburG). 6. STANDESBEWUSSTSEIN370
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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