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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Frühmittelalter, in dem Österreich als „Führer und Träger des Reichsgedan- kens“ über Jahrhunderte beschrieben wurde. Die österreichische Geschichte zeichne sich durch regionale Unterschiede und kulturelle Vielfalt aus, wäh- rend der gesamtdeutschen Geschichtsauffassung ein einheitlicher, daher falscher Begriff vom Deutschtum zugrunde liege, welcher der „bodenverbun- denen Vielgestaltigkeit“ zuwiderlaufe.1113 In diesem Sinn würdigte Heilig die Bedeutung von Slawentum und Romanentum für das österreichische We- sen.1114 Die Aufgeschlossenheit und die Empfänglichkeit für Fremdes seien es, was Österreichs Beruf zum Heiligen Reich, so eine der besonders einpräg- samen Kapitelüberschriften, begründet habe.1115 Breiten Raum widmete Heilig dem Begriff „Reich“ als solchem, der schon im Landesnamen zum Ausdruck komme. Nomen est omen lautet daher die Überschrift eines der zentralen Kapitel.1116 Mit „Reich“ meinte er nicht nur die politische Realität, das imperium, sondern auch das regnum, akzentu- ierte also den die Christenheit bezeichnenden Begriff1117; zum Wesen der Reichsidee gehörten zumindest „Spuren eines theokratischen Gedankens“ und „echte Religiosität“.1118 Als deren „Feinde“ nannte Heilig mit Bezug auf die Geschichte des 14. Jahrhunderts Nominalismus, Konziliarismus und den damals allmählich aufkommenden deutschen Nationalismus; der 1512 erst- malig bezeugte und nach dem 16. Jahrhundert nicht mehr übliche Zusatz „deutscher Nation“ in der Nomenklatur sei abzulehnen.1119 Diese Bezeich- nung, so auch die Kernaussage eines Artikels im CS, sei von Anfang an rein geographischer Natur gewesen. Entschieden verwahrte er sich deshalb dage- gen, eine Verbindung von universalem Imperium und nationalem Deutsch- tum herzustellen, wie man es nach dem Untergang des Reichs wieder zu tun begonnen habe. Das Alte Reich habe nur zwei Hauptkennzeichen gehabt: übernational und christlich.1120 Brüche im Reichsgedanken seien erstmals im 16. Jahrhundert aufgetreten. Mit der Reformation sei die „Gottesgnade“ ge- schwunden; an ihre Stelle seien Subjektivismus, Zentralismus, Despotismus und Absolutismus getreten.1121 1113 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 55–58 (K. J. heiliG). 1114 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 60 (K. J. heiliG). 1115 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 134 f. (K. J. heiliG) 1116 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 66 f. (K. J. heiliG). 1117 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 72 (K. J. heiliG). 1118 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 100 (K. J. heiliG). 1119 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 109–115 (K. J. heiliG); vgl. hoor, Wandlungen, 435. 1120 CS 23. 12. 1934 (K. J. heiliG); ähnlich benda, Die österreichische Kulturidee, 6; vgl. suP- PanZ, Österreichische Geschichtsbilder, 97. 1121 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 155–157 (K. J. heiliG). 6.8 ÖSTERREICHBEWUSSTSEIN VERSUS NATIONALSOZIALISMUS 409
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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