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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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Nation ein Vorteil, sondern „der Anschluss Deutschlands an die österreichi- sche Idee“.1176 Eine gewichtige Stimme zum Verhältnis der beiden Staaten war Josef Dobretsberger, dem zufolge ein selbständiges deutsches Österreich „eine un- vergleichlich größere nationale Aufgabe zu erfüllen hat als jemals ein Ost- markgau innerhalb des Deutschen Reichs“. Österreichs Sendung sei „nicht unmittelbar auf Machtausbreitung, sondern auf kulturelle Pionierarbeit ab- gestellt“. Selbst Bismarck habe in der Krise der 1860er-Jahre große Sympa- thien für ein selbständiges Österreich empfunden1177, ein auch von Leopold von Andrian bestätigtes Faktum.1178 Von den Mandataren ist als Anwalt des „besseren“ Österreich allen vo- ran Rudolf Henz zu nennen.1179 Im Roman Der große Sturm zeichnete er ein negatives Bild von Deutschland.1180 In anderen Werken verarbeitete er Österreichthemen oder auf Österreich bezogene Stoffe. Vom österreichi- schen Menschen glaubte er, dieser komme „dem Menschen“ zuweilen recht nahe1181; er sei die „Person“, das in Familie und Gemeinde organisch einge- bundene, nicht mit dem Staatsbürger identische Wesen, der in den Richt- linien zur Führerausbildung der VF (1935) als „menschlicher Mensch“ Cha- rakterisierte, jener, der „Mensch“ zum ethischen Begriff mache.1182 Friedrich Funder leitete aus der Ablehnung des Anschlusses für das Ös- terreichertum große Aufgaben ab.1183 Für diese Haltung lobte ihn Florian Födermayr, der sich über den von Deutschland ausgehenden Einfluss des Nationalsozialismus in den frühen dreißiger Jahren besorgt zeigte.1184 Er mahnte, man solle „das österreichische Wesen nicht als Gegensatz zum deut- schen brandmarken“, betonte aber die Eigenständigkeit Österreichs.1185 Ge- org Prader bescheinigte dem Innviertler Dialektdichter Norbert Hanrieder „echt deutsche Tugenden“: Gerechtigkeitsliebe, Wahrhaftigkeit, Treue.1186 Guido Zernatto bezeichnete das Deutschtum der Österreicher als eines „der besonderen Art“; wichtig war ihm die Abgrenzung von allen „Internationa- 1176 KlotZ, Was wird, 80. 1177 dobretsberGer, Vom Sinn, 62–64; KlotZ, Sturm, 19. 1178 schumacher, Leopold Andrian, 118. 1179 Kromar, „Österreich-Mythos“, 48. 1180 wöGerer, Innere Emigration, 119. 1181 henZ, Fügung, 183. 1182 suPPanZ, Der österreichische Mensch, 183–187; staudinGer, Österreich-Ideologie, 39. 1183 Krause, CV, 109; Pfarrhofer, Friedrich Funder, 167. 1184 födermayr, Vom Pflug, 92; vgl. hierzu auch höcK, Medienpolitik, 42. 1185 födermayr, Vom Pflug, 99–102; vgl. auch binder 1982, Karl Maria Stepan, 173. 1186 Prader, Norbert Hanrieder, 169. 6.8 ÖSTERREICHBEWUSSTSEIN VERSUS NATIONALSOZIALISMUS 415
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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