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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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„zu österreichisch“ sein könnten, erachtete aber eine gewisse Überspitzung für notwendig, solange man an der Ideologie des vom Preußentum getrage- nen „neudeutschen“ Reichsgedankens festhalte. Die Besprechung selbst fiel geradezu enkomiastisch aus: So etwa habe das Buch Österreich eine nach- haltigere kulturelle Wirkung bescheinigt als Weimar. Aber auch an seiner Geschichte sei alles besser als an der preußischen: „Österreich war eines Ta- ges da, Preußen hingegen ist die Verwirklichung eines Planes seiner Herr- scher.“1209 In sehr zustimmender Weise rezensierte Zeßner-Spitzenberg auch das 1925 erschienene Buch Österreich, das deutsche Problem von Friedrich Schreyvogl, das ihm weitere Argumente gegen den „Anschluss“ lieferte.1210 Diese Aussagen erinnern an das politische Credo Friedrich Wilhelm Foersters (Kap. 6.7), jenes antinationalsozialistischen Warners vor der „Ver- preußung der ganzen Welt“, der sich von einer Orientierung Österreichs nach Norden ungünstige psychologische Folgen erwartete, weil sie dem Ös- terreicher „nicht wesensgemäß“ sei; dass Österreich die Brücke zur slawi- schen Welt schlage, liege auch im tiefsten deutschen Interesse.1211 Dietrich von Hildebrand sah hier die Ursache dafür, dass es in Österreich jenen „Konflikt von Innenleben und äußerer Form“ nicht gebe, der „eine Gefahr des Deutschtums“ sei.1212 Hermann Mathias Görgen nannte als Kennzei- chen preußischer Intelligenz eine „ungeschichtliche Denkweise“, für die der habsburgische Reichsgedanke nicht nachvollziehbar gewesen sei1213; die Kai- serkrönung von 1871, so das ernüchternde Fazit, „trieb die säkularisierte Reichs idee auf die Spitze“.1214 Nach Anton Wildgans, dem ebenfalls eine zugespitzte Gegenüberstellung des Preußen und des Österreichers gelang1215, könnte von Österreich „die Er- lösung des deutschen Wesens vom Rationalismus“ ausgehen“.1216 Nicht zufäl- lig gehörte er also zu den auch von Kurt Schuschnigg besonders geschätzten Autoren. 1217 Führende Mitgestalter der österreichischen Politik der zwanzi- ger und dreißiger Jahre bedauerten, dass „die österreichische Verwaltung der letzten Jahrzehnte [...] allzu stark vom preußischen Geist und seinen 1209 SZ 31. 12. 1925 (O. H. schmitZ). 1210 SZ 29. 11. 1925 (H. K. Zeßner-sPitZenberG). 1211 NR 30. 1. 1920 (F. W. foerster); vgl. seefried, Reich, 151. 1212 v. hildebrand, Engelbert Dollfuß, 75. 1213 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 224 (H. M. GörGen); vgl. seefried, Reich, 161–164; zum Charakter des preußischen Nationalismus als parvenühafte Rekon- struktion vgl. dorowin, Retter, 114. 1214 wolf/heiliG/GörGen, Österreich und die Reichsidee, 236 f (H. M. GörGen). 1215 Vgl. suPPanZ, Der österreichische Mensch, 186; wandrusZKa, Struktur, 331. 1216 suPPanZ, Das Barock-Zeitalter, 118. 1217 binder/H. schuschniGG, „Sofort vernichten“, 201. 6. STANDESBEWUSSTSEIN418
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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