Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Seite - 450 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 450 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Bild der Seite - 450 -

Bild der Seite - 450 - in „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit

Text der Seite - 450 -

seien keine Stände im Sinn von QA gewesen. Die in der Enzyklika vorge- sehenen Stände seien weder Geburtsstände noch besäßen sie Privilegien.153 Die Körpermetapher Bei Karl Lugmayer waren die nostalgischen Neigungen ebenfalls nicht so übermächtig, dass er das Illusorische an einer Rückkehr zur Ordnung des Mittelalters nicht gesehen hätte.154 Für ihn stand nur fest, dass der ständi- sche Aufbau „von unten“ erfolgen müsse155, und er bezeichnete die Stände als Organe.156 Die klarste Definition dieses von vielen Zeitgenossen verwendeten Begriffs bot Philipp Bugelnig: „Jedes Wesen, das im Dienst eines höheren Wesens etwas tut“.157 Wenn ein Organ versage, sterbe der Körper.158 Franz Rehrl setzte „organisch“ mit „lebendig“ gleich: So sollte der Staat aufgebaut sein.159 Bei fast allen Ständetheoretikern begegnen die Begriffe „Organis- mus“ bzw. „organisch“ als Gegenbegriffe zu „mechanisch“; damit verwandte Begriffspaare sind „natürlich“/„künstlich“ und „qualitativ“/„quantitativ“.160 Otto Ender rühmte die Maiverfassung als Rahmen, der „echte Stände wer- den lassen“ wolle; wie gut das gelinge, hänge von der Reife der Menschen ab. Den Beginn auf der untersten Ebene rechtfertigte er damit, dass die Menschen hier noch alles überblicken könnten. Er sprach aber auch die machtpolitische Komponente des Problems an: „Je höher hinauf man steigt, umso geringer wird die Zahl jener werden, die noch den nötigen Überblick besitzen.“161 Friedrich von Weichs wies auf die Komplexität größerer Gemeinschaften hin: Jedem Menschen sei ein bestimmter Platz „im Räderwerk des Lebens angewiesen“, den zu finden dem Finden der eigenen Persönlichkeit gleichkomme.162 Im eben referierten Diskurs begegnet immer wieder die seit der Antike häufig verwendete, auf der Priorität des Ganzen vor den Teilen beruhende Metapher des Staates als eines Körpers und der Stände als Glieder.163 Auch 153 KarPeles, Klassenkampf, 17 f. 154 K. luGmayer, Grundrisse, 81; ähnlich buGelniG, Der Ständestaat, 54. 155 K. luGmayer, Leos Lösung, 44; vgl. K. luGmayer, Linzer Programm, 69. 156 K. luGmayer, Linzer Programm, 64. 157 buGelniG, Der Ständestaat, 9. 158 buGelniG, Der Ständestaat, 13. 159 stocK, „... nach Vorschlägen der Vaterländischen Front“, 62; ähnlich R. schmitZ, Der Weg, 15. 160 bohn, Ständestaatskonzepte, 112 f.; newman, Zerstörung, 252; stollberG-rilinGer, Der Staat, 36 f. 161 CS 4. 11. 1934 (O. ender). 162 v. weichs, Der Weg, 22; vgl. CS 18. 2. 1934 (F. v. weichs). 163 bader, Die geistige Grundlegung, 163; GG 4 (1978), 521 f. und 526 (Organ, G. dohrn-van rossum); KlotZ, Sturm, 40; K. luGmayer, Grundrisse, 121; K. luGmayer, Linzer Programm, 7. DIE BERUFSSTÄNDISCHE ORDNUNG450
zurück zum  Buch „Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit"
„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
„Berufsstand“ oder „Stand“?