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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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zu spalten begann. „Das natürliche Ziel“, sie nach den sieben Berufsständen zu gliedern, „lag ferner denn je“.396 Franz Rehrl sah die Wurzel des Problems darin, dass manche Berufe nicht einmal klar zu umschreiben seien. Daher setzte er in die berufsständi- sche Ordnung nur begrenzte Hoffnungen.397 Völlig unverbindlich klingt die Bilanz, die Hermann Stipek 1937 zog: Österreich, befinde sich gerade in der Phase des Aufbaus der berufsständischen Verfassung: Das syndikalistische Stadium sei beendet, das korporative Stadium sei im Gang.398 Mit diesem Thema und mit der ebenfalls bereits behandelten Frage der Kammern verwandt ist die nach der Bedeutung der neu geschaffenen Bünde für den berufsständischen Aufbau. Richard Schmitz hielt sie dazu grund- sätzlich für geeignet, räumte aber ein, dass es sich um Interessenvertretun- gen handle; in der Trennung zwischen Unternehmern und Gewerkschafts- bund sah er „eine Gefahr für das gesamte Reformwerk“.399 Auch änderte sich in der Praxis am verwirrenden Nebeneinander zwischen alten Verbänden und den Bünden nichts, umso mehr, als die Arbeitgeber mit ihren bisherigen Einrichtungen ja sehr zufrieden waren.400 Otto Ender würdigte die Bünde als zwischen Genossenschaften und Par- lament liegende Einrichtungen: Dies mache sie zu Basiselementen der De- mokratie; nicht zuletzt liege ihre Wichtigkeit in der Funktion als Stationen des cursus honorum der Mandatare.401 Josef von Löwenthal bezeichnete die Bünde in seinem utopischen Roman als lediglich vorbereitende Schritte für den endgültigen ständischen Aufbau und war sich sicher, dass sie einst ent- behrlich sein würden. Auf einen Zeitrahmen legte er sich nicht fest.402 Ebenfalls positiv, aber nicht so uneingeschränkt, war die Sichtweise Franz Kolbs, des katholisch-konservativen Mandatars, der in wirtschaftli- chen Fragen eher dem linken Lager nahe stand:403 Mit Bezug auf die inner- halb der Tiroler Volkspartei als eigene Strömungen konstituierten Bünde, den Arbeitsbund und den Bauernbund, gab er zu bedenken, dass die bün- dische Gruppierung für die öffentlichen Aufgaben „kein Ideal“ darstelle; gleichwohl dürfe man sie nicht einfach verurteilen, denn sie machten „die christliche Sache im öffentlichen Leben beweglicher und manövrierfähi- 396 ludwiG, Österreichs Sendung, 206. 397 H. dachs, Franz Rehrl, 256 f. 398 stiPeK, Das Werden, 19 f. 399 R. schmitZ, Die berufsständische Neuordnung, 15 f. 400 enderle-burcel, Historische Einführung 4, XXXII; enderle-burcel, Historische Einfüh- rung 5, XXIX. 401 wohnout, Verfassungstheorie, 160. 402 hoffmann, Ständische Ordnung, 171. 403 Kramer, Franz Kolb, 568. 7.5 PROBLEME DER BERUFSSTÄNDISCHEN ORDNUNG 473
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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