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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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hin, bei dem ebenfalls nicht der Wähler entscheide, und sprach sich für eine (zweite) Kammer aus, „in der nun tatsächlich repräsentative Vertreter der Berufe oder Stände sitzen“.443 Daher hielt er die Frage für berechtigt, „ob das alles unbedingt so schlimm ist, ob nicht ein gewisser Zug zum Ständischen auch für die Demokratie von Nutzen sein kann“.444 Bundeskanzler Dollfuß sei zwar zu weit gegangen („Man kann nicht einen Ständestaat aufbauen“), aber später habe man von seinem Versuch profitiert.445 Mit der Souveräni- tät des Alters zurückblickend, mahnte er eindringlich zu einem Überdenken der Frage, ob die Demokratie nach 1945 so wesentlich anders sei als der Ständestaat. Wer das Scheitern des ständischen Umbaus in den dreißiger Jahren zu streng beurteile, möge sich vor Augen halten, dass sämtliche von Interessengemeinschaften beschickte Ausschüsse die Demokratie gefähr- den könnten. Auch die heutige Demokratie entspreche nicht mehr der alten parlamentarischen Demokratie. Daher resümierte er: „Warum sollten sich die demokratischen Grundformen und Spielregeln nicht mit der Zeit ändern und neuen Gegebenheiten unseres Lebens anpassen? Wir leben doch auch geistig nicht mehr im XIX. Jahrhundert. Nicht jede Änderung dieser Regeln ist also ein Schlag gegen die Demokratie, und wenn man diese Änderungen mitmacht, sollte man nicht, sobald es einem anders besser passt, das ideale Maß der parlamentarischen Demokratie anlegen.“446 Die Feststellung möglicher Parallelen zwischen dem Staat der Jahre 1934–1938 und späterer österreichischer Sozialpartnerschaft beschäftigt die Forschung nach wie vor: Während manche sie für gegeben halten447, geben andere zu bedenken, dass die Kammern in Österreich seit 1945 nicht nach dem ständischen Prinzip der Leistungsgemeinschaft organisiert seien, son- dern die Stellung der Sozialpartner am Arbeitsmarkt abbildeten. Von einer gemeinsamen Organisation der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen, wie sie eine Ständeordnung erfordern würde, könne keine Rede sein. Aller- dings müsse das Streben nach paritätischer Politik der gesetzlichen Inte- ressenvertretungen als ständisches Element gewertet werden.448 Dasselbe gelte für den Umstand, dass Verbände nicht nur Sonderinteressen verträ- ten, sondern den Anspruch erhöben, auch gesamtstaatspolitische Interessen wahrzunehmen.449 443 henZ, Fügung, 221 f. 444 henZ, Österreich, 76. 445 venus, Rudolf Henz, 38. 446 henZ, Fügung, 212. 447 Klose, Quadragesimo anno, 32 f.; Pasteur, Kruckenkreuz, 7. 448 schambecK, Kammerorganisation, 459–466. 449 schambecK, Kammerorganisation, 444. 7.5 PROBLEME DER BERUFSSTÄNDISCHEN ORDNUNG 479
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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