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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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entgegen, gerade für die unteren Schichten werde dadurch eine gewisse an- sonsten unerreichbare Geschmacksbildung möglich.271 Er wollte die Menschen vom Tiefsten ihres Wesens aufbauen und legte Wert auf die Verankerung ak- tueller gesellschaftlicher und politischer Probleme im Programm.272 Zur Un- terstützung des Unterrichts der Kinder führte er 1932 den Schulfunk ein, der außer Schülern und Lehrern auch andere Gruppen, zumal Hausfrauen, er- reichte.273 Um die Jugendlichen außerhalb der Schule ansprechen zu können, wurde die Mitgliedschaft in entsprechenden Vereinen gefördert.274 Auch der Erwachsenenbildung wurde ein hoher Stellenwert eingeräumt.275 Weder der Schulunterricht noch die Volksbildung blieben von autoritären Zügen frei; Schülern gegenüber wurden mitunter strenge Disziplinierungs- maßnahmen angewandt.276 Josef Dobretsberger beschwichtigte freilich: Der Staat sehe sich auch im Bereich der Erziehung in einer dienenden Funktion und es sei nicht seine Absicht, die Jugend aus den natürlichen Gemeinschaf- ten der Familie oder der kulturellen Organisationen herauszunehmen. Hef- tige Kritik übte er an der Hitlerjugend und am Komsomol, den Jugendorga- nisationen der NSDAP bzw. der KPdSU; die faschistische Balilla verteidigte er hingegen, weil sie nicht auf einem Totalitätsstreben des Staates beruhe, sondern sich in den Dienst kultureller und religiöser Bildungsideale stelle. Das Totalitäre liege nicht in der Form, sondern in den Zielen der Erziehung; formal seien Parallelen zwischen autoritärem und totalitärem Staat nicht immer vermeidbar.277 Alles in allem war das autoritäre System in der Ju- gendarbeit nicht sehr erfolgreich.278 Karl Lugmayer war seit 1935 Herausgeber der Kulturzeitschrift die pause, die eine Sozialidylle kreierte279 und „positiv gläubiger, konservativer Geistesart“ dienlich sein sollte.280 1936 äußerte er sich erfreut über wach- senden Zustrom zu Einrichtungen der Volksbildung; er sprach von „Befrie- dungsarbeit“ bzw. „politische(r) Arbeit im unpolitischen Raum“.281 271 henZ, Fügung, 336 f. 272 höcK, Medienpolitik, 125–139. 273 erben, Schule, 27 f.; Glaser, Kulturleistung, 36; höcK, Medienpolitik, 126; JarKa, Zur Lite- ratur- und Theaterpolitik, 526; venus, Rudolf Henz, 20. 274 ebner, Politische Katholizismen, 186; erben, Schule, 88; tálos, Herrschaftssystem (2013), 405–407. 275 erben, Schule, 122 f. 276 erben, Schule, 174. 277 dobretsberGer, Vom Sinn, 47–49; zu möglichen faschistischen Zügen vgl. mittelmeier, Aus- trofaschismus, 138 f.; Pammer, Austrofaschismus, 402–405. 278 Pammer, Austrofaschismus, 398 f. 279 lasinGer, „die pause“, 27–29; scheichl, Literatur, 184. 280 lasinGer, „die pause“, 46 f. 281 CS 26. 1. 1936 (K. luGmayer). 8. STAAT UND GESELLSCHAFT514
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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