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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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nes korporativen Staates hinterlassen.296 Michael galt in legitimistischen Kreisen als Patron der legitimen Autorität und Kämpfer gegen den Erzre- volutionär Luzifer.297 Das Konzept sah Einfachheit der Handlung, aber ba- rocke Farbigkeit vor. Stellvertretend für die Regierung nimmt Michael die Wünsche der Jugend entgegen. Verschiedene Gruppen marschieren durch ein Spalier und werden als „Stände“ nacheinander aufgerufen und zu ihrer Sendung im neuen Staat geweiht.298 Zum 1. Mai 1934 verfasste Henz eine Kinderhuldigung299 und die Huldi- gung der Stände.300 In beiden schrieb er die Geschichte des deutschen Ös- terreich zu einer heroischen Chronik um und gab missionarisches Bewusst- sein zu erkennen.301 In der Huldigung der Stände, dem Spiel, mit dem die Maiverfassung offiziell gefeiert wurde302, wurden die Symbole der Berufs- stände erstmals präsentiert.303 Sie waren von Clemens Holzmeister entwor- fen worden. Dieser Künstler, der sich zur barocken Tradition Österreichs bekannte304, identifizierte sich, jedenfalls äußerlich, vorbehaltlos mit dem Ständestaat; er leitete den Arbeitskreis „Bildende Kunst“ im Kulturreferat der VF und legte als Mitglied des SR viel Disziplin bei der Teilnahme an Plenarsitzungen an den Tag.305 Ein an eine Prozession erinnernder Zug von der Votivkirche zum Wiener Rathaus, Symbolen geistlicher und weltlicher Macht, bei dem professionelle Schauspieler und Laien zusammenwirkten306, demonstrierte die neue Gesell- schaftsordnung. Vor der Ehrentribüne mit den Regierungsmitgliedern ist ein Stein aufgerichtet, der symbolische „Grundstein“ des neuen Staates. Ein Sprecher vergleicht diesen mit einem Haus, an dessen Bau alle mitzuwirken hätten. Es sei nicht nur Neues zu schaffen, sondern auf dem von den Ahnen Geschaffenen weiterzubauen. Der einleitende Teil endet mit einem Appell an die Mitarbeit aller an diesem Bau. Es folgen je achtzeilige Ansprachen der Sprecher der sieben Stände, die von Vertretern der einzelnen Berufsgruppen dargestellt werden.307 Forst- und 296 Pfoser/renner, Ein Toter, 350. 297 F. waGner, Legitimismus, 71. 298 S. amann, Kulturpolitische Aspekte, 126–129. 299 Dollfuß hielt eine erläuternde Ansprache an die Kinder; dollfuss an österreich, 245–252; Pfoser/renner, Ein Toter, 350 f. 300 S. amann, Kulturpolitische Aspekte, 126 und 130; JanKe, ,,Österreich über alles!“, 343. 301 JanKe, ,,Österreich über alles!“, 344 f.; JarKa, Zur Literatur- und Theaterpolitik, 518. 302 Vgl. auch seliGer, Scheinparlamentarismus, 387 f. 303 Kraus, „Volksvertreter“, 111–113; lasinGer, „die pause“, 107. 304 achleitner, Architektur, 679. 305 Posch, Clemens Holzmeister, 232; wohnout, Verfassungstheorie, 274. 306 S. amann, Kulturpolitische Aspekte, 134 f. 307 JanKe, ,,Österreich über alles!“, 345. 8. STAAT UND GESELLSCHAFT516
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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