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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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demokratischer Grundeinstellung 391, opponierte innerlich gegen das autori- täre Prinzip, machte äußerlich jedoch mit. Seit 1934 übte er keine offene Kri- tik mehr an der Regierung und erteilte der autoritären Staatsführung seine Zustimmung:392 Obwohl er die Auflösung der CSP bedauerte, kooperierte er mit der VF: Nur so glaubte er den Einfluss der CSP zu erhalten.393 Im Au- gust 1936 erklärte er einer französischen Journalistin, der österreichische Staat sei nicht faschistisch, die Situation sei eine vorübergehende, der auto- ritäre Staat basiere auf den Ideen der Unabhängigkeit Österreichs. Später wurde die Kritik schärfer.394 Auch Karl Lugmayer sah den Hang der VF zum Autoritären, gab sich aber damit zufrieden, dass die Kultur von dieser nicht aufgesogen worden sei.395 Von Anfang an ausdrücklich auf Distanz gingen Leopold Kunschak und Josef Reither.396 Otto Ender, Josef Resch, Richard Schmitz und Fried- rich Funder bildeten eine Art innere Opposition.397 Dasselbe galt für die KA, die sich der Eingliederung ihrer Jugendorganisation in die VF widersetzte. Leopold Engelhart, ihr Generalsekretär in Wien, fürchtete um die kirchliche Eigenständigkeit.398 Richard Schmitz suchte nach Rechtfertigungen für das autoritäre System: Noch 1945 erläuterte er in Rom dem vormaligen Nuntius in Wien, Kardinal Enrico Sibilia, im Jahr 1934 habe ein „Existenzkampf des Staates zwischen Sozialdemokratie und Nationalsozialismus“ stattgefunden399, der zu einer Krise des Parlamentarismus geführt habe; Engelbert Dollfuß habe nach We- gen gesucht, das Zusammenleben der christlichen Faktoren des Landes in neuen Formen zu ermöglichen.400 Nicht minder apologetisch klingt, was Ulrich Ilg zur Politik der Bundes- kanzler Dollfuß und Schuschnigg zu sagen hatte: Oberste Maxime sei die Abwehr des Nationalsozialismus gewesen; für beide Kanzler hätte es keine Alternative gegeben. Der Vorarlberger Politiker, der Dollfuß’ Ermordung als Staatssekretär für Land- und Forstwirtschaft hautnah erlebt hatte (er hatte eigenhändig an der Aufbahrung des Toten mitgewirkt), zitierte den Kanzler 391 dohle, 150 Jahre, 31. 392 CS 4. 2. 1934 (F. rehrl); H. dachs, Franz Rehrl, 250–253; wohnout, Die Verfassung, 29. 393 Kriechbaumer, Front, 154; stocK, „... nach Vorschlägen der Vaterländischen Front“, 20. 394 hanisch, Franz Rehrl, 26–30. 395 CS 3. 6. 1934 (K. luGmayer). 396 schmit, Christliche Arbeiterbewegung, 98 f.; wiltscheGG, Heimwehr, 74. 397 wandrusZKa, Struktur, 347; wohnout, Verfassungstheorie, 84 f. 398 PoPP, Der CV, 267. 399 Zu den im Ständestaat gesetzten Prioritäten (Unabhängigkeit Österreichs versus Ausschal- tung der Sozialdemokratie) ist die Forschung geteilter Meinung; mommsen, Theorie, 174. 400 R. schmitZ, Tagebuch, 27. 8. STAAT UND GESELLSCHAFT524
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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