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Nach 1918
„Berufsstand“ oder „Stand“? - Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
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deskanzler Kurt Schuschnigg ausersehenen Personen – verfolgte das Ziel, dem Begriff „Stand“ schärfere Konturen zu verleihen. Das so entstandene Textcorpus, auf dessen Grundlage der einschlägige Diskurs rekonstruiert wurde, entsprach der 1934 ausgesprochenen Überzeugung des Theologen Johann Kleinhappl SJ, der ständische Gedanke lasse sich nur zusammen mit der Wesensart des Menschen richtig erfassen.10 Gemäß diesem hohen Anspruch konnte das Interesse demnach nicht dem Stichwort „Stand“ allein gelten, sondern es musste weiter reichen. Herangezogen wurden sämtliche im Druck erschienenen Äußerungen des genannten Personenkreises und an- derer Zeitgenossen, auch zu vorderhand nicht einschlägigen Themen. Das, was die Ständetheoretiker direkt äußerten, stand nämlich in einem komple- xen gesellschaftlichen und geistigen Kontext (Kap. 2), der sich nicht allein an den (teilweise repressiven, tatsächlich anfechtbaren) Maßnahmen der Re- gierung ablesen lässt. Nach der Analyse der Wahrnehmung der politisch-ge- sellschaftlichen Situation durch die befragten Personen (Kap. 4) konnte in zwei Hauptteilen dem ideen- und mentalitätsgeschichtlichen Interesse ent- sprochen werden. Der Mensch ist Person ist der Titel einer 1994 erschienenen Monographie von Heinrich Schmidinger über die in den 1920er-Jahren kultivierte Phi- losophie des Personalismus. Entsprechend dem christlich-naturrechtlichen Verständnis wurde dadurch der menschlichen Würde wieder eine feste Ver- ankerung geboten: Der als Person definierte Mensch sollte mehr gelten als jegliche übergeordnete Struktur positiven Rechts. Damit wurde nicht entfes- seltem Individualismus das Wort geredet – so wie Freiheit des Eigentums nicht hemmungslose Konkurrenz im Sinn des Manchester-Liberalismus be- deutete, denn der Vorrang des Gemeinwohls vor dem Einzelwohl stand nicht zur Disposition. Die Überzeugung, dass die gerechte Verknüpfung der je- weils verschiedenen Eignung der Menschen mit ihrer natürlichen Gleichheit „eine nahezu unerfüllbare Forderung“ (J. Pieper) sei und dass sich manche Schuldigkeiten ihrer Natur nach nicht völlig ableisten ließen, galt als Prob- lem, das sich einzig im Vertrauen auf Gottes Hilfe in Ansätzen lösen lasse.11 Daher mussten – bei allem Bemühen, ständische Privilegien zu beseitigen – ständische Abstufungen und Distanzierungen und vermeintlich natürliche Hierarchien zentrale Aspekte des Denkens bleiben. Es ließen sich auch viele Parallelen zum sogenannten Ordoliberalismus finden, für den im gegebenen Kontext allerdings die Bezeichnung „konservativer Liberalismus“ vorgezo- gen wurde. Ungeachtet aller romantischen Neigungen wurde die für den modernen 10 CS 23. 12. 1934 (J. KleinhaPPl SJ). 11 PiePer, Über die Gerechtigkeit, 102 f. 9. RESÜMEE: STATUS IST ORDO530
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„Berufsstand“ oder „Stand“? Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Titel
„Berufsstand“ oder „Stand“?
Untertitel
Ein politischer Schlüsselbegriff im Österreich der Zwischenkriegszeit
Autor
Erika Kustatscher
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien - Köln - Weimar
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20341-4
Abmessungen
17.4 x 24.6 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Parlamentarische Demokratie, berufsständische Ordnung, Naturrecht, katholische Soziallehre, Personalismus, konservatives Denken, traditionale Herrschaft, autoritäre Herrschaft, Totalitarismus, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, politische Utopie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Abkürzungen und Siglen 17
  3. 1. Das Erkenntnisinteresse 19
    1. 1.1 Die geltende Meistererzählung – und was sie offen lässt 20
    2. 1.2 Stand: Der begriffliche Ausgangspunkt 33
    3. 1.3 Das Arbeitsvorhaben 38
  4. 2. Zur Methode 45
    1. 2.1 Der diskursanalytische Ansatz 45
    2. 2.2 Literarische und autobiographische Texte 52
    3. 2.3 Das Textcorpus 55
  5. 3. Der politisch-geistesgeschichtliche Rahmen 59
    1. 3.1 Österreich 1918–1938 59
    2. 3.2 Geistige Anregungen aus den frühen zwanziger Jahren: Othmar Spann, Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi 84
    3. 3.3 Die „Gesellschaftsreform“ auf christlich-sozialer Grundlage 90
    4. 3.4 Die Enzyklika Quadragesimo anno und die katholischen Sozialtheoretiker 96
    5. 3.5 Die Nachbarschaft des faschistischen Italien 105
    6. 3.6 Berufsständische Entwürfe 156
      1. 3.7 Die Verfassung vom 1. Mai 1934 163
    7. 3.8 Die Organe der Bundesgesetzgebung und ihre Besetzung 165
    8. 3.9 Die Maiverfassung in der Analyse kritischer Zeitgenossen 170
  6. 4. Die politisch-gesellschaftliche Lage in der Wahrnehmung bürgerlicher Kreise 181
    1. 4.1 Das „Erbe“ von 1789: Die Französische Revolution als „Urgrund“ von Individualismus, Liberalismus, Kapitalismus und Marxismus 182
    2. 4.2 Kritik an der parlamentarischen Demokratie 193
  7. 5. Der Mensch ist Person 211
    1. 5.1 Für Freiheit und Menschenwürde 211
    2. 5.2 Individualität versus Individualismus 213
    3. 5.3 Freiheit und Ordnung 215
    4. 5.4 Leben und Geist 227
    5. 5.5 Persönlichkeit und Gemeinschaft 256
    6. 5.6 Kultivierung personaler Werte 265
    7. 5.7 Legitimität versus Legalität 287
  8. 6. Standesbewusstsein 301
    1. 6.1 Semantische Unschärfen 301
    2. 6.2 Exkurs: „Stand“ bei Othmar Spann 303
    3. 6.3 Der Stand und das Standesgemäße 306
    4. 6.4 Adel in der Bewährung 323
    5. 6.5 Bauerntum als Ideal 329
    6. 6.6 Die Familie 354
    7. 6.7 Heimatbewusstsein versus Nationalismus 375
    8. 6.8 Österreichbewusstsein versus Nationalsozialismus 396
  9. 7. Die berufsständische Ordnung 435
    1. 7.1 Vorläufige Begriffsbestimmung 435
    2. 7.2 Die christlich-soziale „Gesellschaftsreform“ aus der Sicht der Mandatare 437
    3. 7.3 Exkurs: Das Genossenschaftswesen 439
    4. 7.4 Aspekte der berufsständischen Ordnung 442
    5. 7.5 Probleme der berufsständischen Ordnung 458
    6. 7.6 Stände jenseits der Berufe 480
  10. 8. Staat und Gesellschaft 487
    1. 8.1 Die Gesellschaft als Entfaltungsraum der Person 488
    2. 8. 2 Wesen, Aufgaben und Grenzen des Staates, Verhältnis zu den Ständen 490
    3. 8.3 Das Subsidiaritätsprinzip 494
    4. 8.4 Föderalismus versus Zentralismus 498
    5. 8.5 Das Autoritäre 503
    6. 8.6 Schul- und Volksbildung 511
    7. 8.7 Ständestaat und autoritäres System auf dem Prüfstand 518
  11. 9. Resümee: status ist ordo 527
  12. 10. Anhang 541
    1. 10.1 Mandatare, die für die Fragestellung der vorliegenden Studie relevante Schriften hinterließen 541
    2. 10.2 Mandatare, die mit eigenen Beiträgen in den genannten Periodika vertreten waren 545
    3. 10.3 Ständetheoretiker 546
    4. 10.4 Verfasser ergänzend herangezogener Texte 553
  13. 11. Quellen und Literatur 580
    1. 11.1 Quellen zur politischen Geschichte 580
    2. 11.2 Zeitgenössische Periodika 581
    3. 11.3 Monographische Arbeiten und vermischte Beiträge der Mandatare 595
    4. 11.4 Ständetheoretische und ähnliche Arbeiten 601
    5. 11.5 Ergänzende Quellen 603
    6. 11.6 Forschungsliteratur 607
    7. 11.7 Internetquellen 664
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