Seite - 23 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
wobei eindeutige Trennlinien hier, wie sich ebenfalls in der Folge zeigen wird, kaum
zu ziehen sind. Wie „der Bürger“, so ist auch „der Bauer“ – sieht man den Begriff
von seiner Funktion als Gruppenbezeichnung innerhalb einer (in den Jahren 1750
bis 1850 ohnehin erodierenden) Standesordnung abgekoppelt – eine schwerlich zu-
treffende Verallgemeinerung weitaus komplexerer gesellschaftlicher Fragmentierung.
Was geschah auf dem Land, in einem Alpental, während das Bürgertum in den
Städten das 19. zu seinem Jahrhundert machte? Inwieweit ist die angesprochene
wahrnehmbare Differenz zwischen Michael Pfurtscheller und seinem Umfeld Aus-
wirkung der einschneidenden Veränderungen der Sattelzeit – oder, aus einem ande-
ren Blickwinkel, ist das, was sich beobachten lässt, nicht vielmehr Teil dessen, was
diesen 100 Jahren zu ihrem griffigen Titel verholfen hat? Diesen Fragen versucht die
vorliegende Arbeit nachzuspüren. Sie nimmt dazu die Bürger und die Bauern des
Stubaitales in den Blick. Es sind – das wird sich zeigen – diese beiden Kategorien
mit all ihren unterschiedlichen Aufladungen – die weiter zu diskutieren hier nicht
zweckmäßig erschien –, die das Verhältnis Michael Pfurtschellers zu seiner Umwelt
maßgeblich prägten. Zugleich stehen die beiden Begriffe gewissermaßen symbolisch
für die Entwicklungen, deren Zeuge Pfurtscheller und seine Zeitgenossen waren –
der erwähnten Sattelzeit eben.
1.2. Fragestellungen und Forschungsstand
Michael Pfurtscheller erregte schon vor den in dieser Arbeit präsentierten Forschun-
gen einige Male das Interesse von Historikern. Bereits 1891 wurde eine Biographie
über Michael Pfurtscheller verfasst. Adolf Hueber, Lehrer an der k.k. Ober-Real-
schule in Innsbruck veröffentlichte im „Programm“ der Schule für die Jahre 1890/91
eine 47-seitige Lebensbeschreibung, die anschließend auch als Sonderdruck heraus-
gegeben wurde.59 Im Jubiläumsjahr 1909 wurde das Buch im Rahmen der Reihe
„Anno Neun“ noch einmal aufgelegt – in leicht abgeänderter Fassung.60 Exakte Quel-
59 Vgl. Adolf Hueber, Michael Pfurtscheller von Fulpmes. Ein Tiroler Schützenhauptmann aus dem
Jahre 1809, in: Programm der k.k. Ober-Realschule in Innsbruck für das Studienjahr 1890/1891,
Innsbruck 1891, S. 1–47; sowie gleichlautend, jedoch eigenständig als Sonder-Abdruck des Pro-
gramms der k.k. Oberrealschule in Innsbruck 1890/91, Innsbruck 1891. – Dieser Sonderdruck
wurde für die vorliegende Arbeit hauptsächlich herangezogen.
60 Vgl. Adolf Hueber, Michael Pfurtscheller (Anno Neun 11), Innsbruck 1909. – Außerdem erschien
noch im selben Jahr in der Tiroler Land-Zeitung sowie wiederum als Separatdruck eine gekürzte Ver-
sion der Ausführungen Huebers, allerdings ohne Autorenangabe: O. A., Michael Pfurtscheller. Ein
Tiroler Schützenhauptmann aus dem Jahre 1809 (Separatdruck aus der Tiroler Land-Zeitung), Imst
1909.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435