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1.3. Quellen 35
Das „Verfachbuch Stubai“ besteht eigentlich – die Bezeichnung des gegenwärti-
gen Unterkapitels weist darauf hin – aus einem Gerichtsprotokoll, in dem vor allem
Veränderungen im Grund- und Immobilienbesitz durch Kauf verzeichnet, Schulden
protokolliert, zediert und deren Tilgung quittiert werden, dann aus den Verlassen-
schaftsabhandlungen, in denen Erbschaftsangelegenheiten abgewickelt werden, und
drittens aus den Kuratel- beziehungsweise Vormundschaftsrechnungen. Im Tiroler
Landesarchiv sind diese verschiedenen Protokolle zusammenfassend als „Verfach-
buch“ einzusehen.99 Diese Bezeichnung wird daher auch für die vorliegende Unter-
suchung übernommen.
1.3.3. Gerichtsakten
„Bei den Akten ist die Überlieferung recht unterschiedlich und beliebig, jedenfalls in
genere schlecht“, erläutert Wilfried Beimrohr zum Aktenmaterial der Unterbehörden
aus der Zeit bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts, das im Tiroler Landesarchiv
lagert.100 So dürfte auch die das Stubaital betreffende Aktenserie des Landgerichts
Mieders lediglich „vor einigen Jahrzehnten grob geordnet worden sein“.101 Für den
im Rahmen der vorliegenden Arbeit interessierenden Zeitraum wurden – nach einem
„Lokalaugenschein“ im Depot des Landesarchivs – aus den insgesamt 58 Faszikeln,
die Bündel 26 bis 58 anhand ihrer Beschriftung für eine eingehende Untersuchung
ausgewählt.102 Die von Beimrohr in seiner kurzen Bestandsbeschreibung103 erwähn-
ten Jahresjournale für den Zeitraum von 1817 bis 1854 waren dabei leider weitge-
hend nutzlos, da die Akten in den Faszikeln nicht nach den in den Jahresjournalen
angegebenen Aktenzahlen sortiert sind. Eine zielgerichtete Suche auf Grundlage der
Informationen aus den Jahresjournalen ist daher nicht möglich. Beim derzeitigen
Zustand dieses Quellenmaterials bleibt also lediglich die Blatt-für-Blatt-Durchsu-
chung der für den interessierenden Zeitraum in Frage kommenden Faszikel. Ob-
wohl diese keineswegs nur Akten aus der Zeit des Landgerichts Mieders beinhalten,
sondern aufgrund diverser administrativer Veränderungen104 in den hundert Jahren
99 Vgl. Wilfried Beimrohr, Mit Brief und Siegel. Die Gerichte Tirols und ihr älteres Schriftgut im
Tiroler Landesarchiv, Innsbruck 1994, S. 167 f.
100 Wilfried Beimrohr, Das Tiroler Landesarchiv und seine Bestände (Tiroler Geschichtsquellen 47),
Innsbruck 2002, S. 168 f.
101 Ebd., S. 200.
102 Vgl. TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 26–58.
103 Vgl. Beimrohr, Das Tiroler Landesarchiv, 2002, S. 200.
104 Diese Umformungen werden in den Kapiteln dieser Arbeit mehrfach und ausführlich thematisiert.
An dieser Stelle sei lediglich verwiesen auf die Ausführungen in: Beimrohr, Brief und Siegel, 1994,
S. 167 f.; sowie: ders., Das Tiroler Landesarchiv, 2002, S. 200.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435