Seite - 273 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.5. 1848 273
„[…] wir Stubayer konnten den Dr. Schuler seinen ‚Schutzengel‘ und die ‚trotzigen Stu bayer‘
nicht vergessen + [und] haben ihn alle ohne Ausnahme die Stimme nicht gegeben. –“929
Auf welche Äußerungen Schulers sich Johann Pfurtscheller hier bezieht, ist unklar.930
Bemerkenswert ist jedoch immerhin, dass die Wahlentscheidung der Wahlmänner
des Landgerichts Mieders offenbar weniger von der Auseinandersetzung zwischen
Liberalen und Katholisch-Konservativen geleitet war, als vielmehr von – wohl einsei-
tig empfundenen – persönlichen Animositäten gegenüber dem Kandidaten Schuler.
Johann Pfurtscheller bemerkt in einem rund eine Woche später verfassten Schreiben:
„Wir […] gaben unsere Stimmen Dr. Haselwandter, der dann in Pusterthal als Deputierter
nach Ffurt [Frankfurt] erwählt wurde.“931
3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller
Am 1. Mai 1848 erhielt Michael Pfurtscheller von der Landesschutzdeputation in
Innsbruck das folgende Schreiben:
929 Ebd.
930 In einem anderen Schreiben Johann Pfurtschellers an seinen Bruder Franz, vom 17. Mai 1848, finden
sich konkretere Informationen hierzu: „Wir Stubayer eingedenk der Novelle ‚der Schutzengel‘ und
der ‚trutzigen streitigen Stubayer‘ haben Dr. Schuler noch nicht verziehen […]“ (Johann Pfurtscheller
an Franz Pfurtscheller, 17. Mai 1848, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV, Bund 1, Nr. 60.) Jo-
hann Schuler war bereits seit 1828 Redakteur des „Bothen für Tirol und Vorarlberg“, war außerdem
Mitherausgeber des Almanachs „Alpenblumen aus Tirol“ und auch darüber hinaus literarisch tätig.
Hinweise auf eine von Schuler verfasste Novelle mit dem Titel „Der Schutzengel“ konnten jedoch
keine gefunden werden. (Vgl. „Gesammelte Werke von Johannes Schuler, Professor der Rechtsphilo-
sophie und des Strafrechts an der Universität zu Innsbruck, Doktor der Rechte, etc. Nebst einem kur-
zen Lebensabrisse des Verstorbenen. Herausgegeben von seinen Freunden“, Innsbruck 1861; sowie:
Zettelkatalog der Bibliothek des TLMF zum Stichwort „Johann/Johannes Schuler“.) Dank gebührt
an dieser Stelle dem – mittlerweile ehemaligen – Leiter des Forschungsinstituts Brenner-Archiv in
Innsbruck, Johann Holzner, und seinen MitarbeiterInnen für die freundliche Hilfe in dieser Frage.
931 Johann Pfurtscheller an Franz Pfurtscheller, 17. Mai 1848, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, IV,
Bund 1, Nr. 60. – Der dem konservativen Lager zuzurechnende Innsbrucker Advokat Johann Baptist
Haßlwanter (1805–1869) hatte bei der Abstimmung der Wahlmänner in Innsbruck lediglich 38
von 95 Stimmen erhalten. Bei der Abstimmung in Lienz konnte er dann jedoch 63 von 86 Stimmen
auf sich vereinigen und war somit als Abgeordneter dieses Wahlkreises gewählt. (Vgl. Best/Weege,
Biographisches Handbuch, 1998, S. 169 f.; sowie: Gschließer, Einheitsbewegung, 1938, S. 41–47;
sowie: Heiss/Götz, Rand der Revolution, 1998, S. 80–86.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435