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3.3. 1809 201
Die Ablösung dieser Schützenkompanie Nummer 1 unter Hauptmann Johann
Lutz rückte am 19. Oktober 1809 aus.635 Schließlich war die Einsatzdauer mit etwa
drei Wochen festgesetzt worden.636 Die nun ausgerückte, 116 Mann starke Ablösung
wurde von Stephan Schönherr aus Neustift angeführt. Die Mannschaft setzte sich, so
die Angaben aus einer am 25. Mai 1830 erstellten Standesliste aus 49 Neustiftern, 26
Fulpmern, 16 Telfern, 14 Miederern und 11 Schönbergern zusammen.637 Schönherrs
Kompanie „kam bis Volders – als sie Ordre empfing umzukehren, wornach solche in
die Schanz am Iselberge am 21ten deto einrükte“, wie Pfurtscheller 1819 berichtet.
Auch die Kompanie unter Johann Lutz konnte nicht – „ohne Feinde gesehen zu ha-
ben“, so Pfurtscheller – ins Stubaital zurückkehren, sondern wurde in die Verschan-
zungen am Bergisel umdirigiert.638
3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn
Solange die politische beziehungsweise militärische Zukunft auf dem Hauptkriegs-
schauplatz noch nicht endgültig geklärt war, ließ Napoleon die Tiroler gewähren.
In Znaim hatte man sich im Juli ja lediglich auf einen Waffenstillstand mit den
österreichischen Truppen verständigt, der Kaiser der Franzosen wollte daher vorerst
noch keine Truppen erübrigen, um das „Bauernregiment“ in Innsbruck zu beseitigen.
Diese Situation änderte sich erst mit dem Frieden von Schönbrunn, auf den sich
Napoleon und Franz am 14. Oktober 1809 einigten und in dem Österreich erneut
2, Nr. 62. – Joseph von Stolz trat also weiterhin als „Sprachrohr“ des Tales auf und war nun auch der
Mittelsmann zur Kommandantschaft Hofers.
635 Vgl. Entwurf Bericht Pfurtschellers betreffend 1809 an das LG Matrei, 18. März 1819, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 79; sowie: Standesliste Schützenkompanie Schönherr, 25. Mai
1830, TLA, Standeslisten der Landesschützen und Landsturmkompanien 1809, Bündel VII, Abt.
27, Gericht Mieders, Nr. 6. – Dieser Standesliste ist die Abschrift einer in Hall am 20. Oktober
1809 ausgestellten Marschroute für die Kompanie beigelegt. Vom selben Tag, ausgestellt um fünf
Uhr früh, stammt ein „Begleitschreiben“ Pfurtschellers, das der Kompanie wohl mitgegeben wurde.
Darin heißt es: „Hiermit folget die Standliste von der IIten Stubajer Schützenkompagnie – welche
heute unter Anführung des Hauptman Stephan Schenherr aus Thal Neustift ausrükket. Ich bitte
Ihnen dringend – dieser zur Fassung Nöthiger Munition und etwas Lebensmitteln gefälligst behilf-
lich zu seyn; zugleich ersuche Sie recht sehr die einleitung gefälligst treffen zu wollen – damit obige
Comp. die Stubajer Comp. Nro. 1 ablösen dürfte?“ („Begleitschreiben“ Kompanie Schönherr, 20.
Oktober 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 67.)
636 Vgl. Unterlagen zu J. Rapp Tyrol 1809, TLMF-Bib., FB 1650, Periode IV, Nr. 107.
637 Vgl. Standesliste Schützenkompanie Schönherr, 25. Mai 1830, TLA, Standeslisten der Landesschüt-
zen und Landsturmkompanien 1809, Bündel VII, Abt. 27, Gericht Mieders, Nr. 6.
638 Entwurf Bericht Pfurtschellers betreffend 1809 an das LG Matrei, 18. März 1819, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, III, Bund 2, Nr. 79.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435