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3.3. 1809 225
Der bereits genannte Adjutant Chastelers, Franz Karl von Veyder722, spricht in sei-
nem „Journal der Kriegs-Begebenheiten […] von 1809“ ebenfalls von Flüchtlingen
aus dem Unterinntal, denen er am 19. Mai auf dem Weg von Mittewald nach Volders
in Schönberg am Eingang des Stubaitales begegnet sei.723
Außerdem weist ein am 20. Mai 1809 von der bayerischen Stadtkommandant-
schaft in Innsbruck ausgestellter Passierschein, der den Empfänger ermächtigt, „Ge-
flüchtete von Stubach [Stubai]“ zu „holen“, nochmals auf das Stubaital als Rückzugs-
raum für Flüchtlinge hin. Ob dieses „Holen“ auf eine Anordnung der bayerischen
Behörden hin erfolgte, oder ob die Flüchtlinge einfach darüber informiert wurden,
dass eine Rückkehr in ihre Heimatorte wieder möglich war, wird jedoch nicht klar.724
Auch darüber, wie man im Stubaital auf die Flüchtlinge reagierte, wo beziehungs-
weise ob die Flüchtlinge untergebracht und von der ansässigen Bevölkerung unter-
stützt wurden, enthalten die vorliegenden Quellen keinerlei Informationen. Auch
Martin Schennach befasst sich nicht mit diesem Aspekt der Fluchtthematik.725
3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier
Trotz der abermaligen militärischen Unterwerfung Tirols Ende 1809, der Hinrich-
tung Andreas Hofers im Februar 1810 und der Dreiteilung des Landes im selben
Jahr – der nördliche Teil blieb als Inn- beziehungsweise als ein Teil des Illerkreises,
die Landgerichte Kitzbühel und Hopfgarten dem Salzachkreis angeschlossen unter
bayerischer Verwaltung, der Süden wurde dem Königreich Italien unter Napoleons
Stiefsohn zugeschlagen, ein Teil Osttirols den zu Frankreich gehörenden Illyrischen
Provinzen – verstummten die Stimmen einiger „Falken“ noch immer nicht.726 Rund
722 Vgl. Anm. 453.
723 Vgl. Franz Karl von Veyder, Journal der Kriegs-Begebenheiten und sonstigen täglichen Vorfälle im
Feldzuge von 1809. Das 8. Armeekorps unter Commando des Herrn General Feldmarschalllieut-
nants Marquis von Chasteler betreffend, 12. September 1810, TLMF-Bib., FB 2071, Nr. 1, S. 128.
724 Passierschein der Stadtkommandantschaft Innsbruck, 20. Mai 1809, TLMF, Hist. Samml., Nachl.
MP, III, Bund 2, Nr. 40.
725 Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 499–501. – Eine diesbezügliche Untersuchung wäre wünschens-
und wohl auch lohnenswert, kann im Rahmen der vorliegenden Arbeit jedoch nicht erfolgen – auf
die überaus schwierige Quellenlage dazu muss kaum hingewiesen werden.
726 Das „Königliche[s] Patent über die Abtretungen im Etsch- und Eisack-Kreise“ wurde im könig-
lich-bayerischen Regierungsblatt vom 8. August 1810 veröffentlicht: K.B. Reg.-Bl. 1810, Nr. 36,
8. August 1810, Sp. 601–605. – Die Verordnung zur neuen Kreiseinteilung im Königreich Bayern
folgte im Regierungsblatt vom 26. September 1810: K.B. Reg.-Bl. 1810, Nr. 47, 26. September
1810, Sp. 809–816.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435