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310 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal
Geschäfte, wenn sie auch nur eine kleine Anstrengung und ein nur kurzes Zeitversäumniß
herbeiführen würden, besonders wenn sie mit Unannehmlichkeiten verbunden sind, der
Art hinauszuziehen, daß sie von dem zweiten und oft vom dritten Nachfolger, dem die
Sachverhältniße größtentheils wieder neulich aufgeklärt werden müßen, zum Nachtheile
der Gemeinde dem Ende zugeführt werden können.“ 89
Der zum Zeitpunkt dieses Berichts im Amt befindliche Wirt Joseph Fieg blieb jeden-
falls drei Jahre lang Gemeindevorsteher.90 Die Einsicht des Landrichters von Guggen-
berg, dass eine dreijährige Amtszeit des Gemeindevorstehers zu bevorzugen sei, setzte
sich auch höchsten Ortes durch: In Paragraph 66 des am 17. März 1849 von Kaiser
Franz Joseph erlassenen Provisorischen Gemeinde-Gesetzes wurde die Amtszeit für
Gemeindeausschuss und -vorstand verpflichtend auf drei Jahre angesetzt.91
4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“
In seinem eingangs dieses Kapitels zitierten Schreiben an die Gemeindevorstehung
von Fulpmes beklagt Pfurtscheller, dass „mehrere meiner [seiner] Feinde die Gall“
ausgelassen hätten.92 Wer nun diese „Feinde“ waren und warum Pfurtscheller diese
als solche betrachtete, lässt sich auf der Grundlage der wenigen erhaltenen Quellen
nicht rekonstruieren. Dass Pfurtscheller jedoch in verschiedene regionale Konflikte
involviert war, und dass es zu seinen aus den verschiedenen Quellen hervorgehenden
Positionen auch Gegenstimmen gab, ist offensichtlich. Anhand dreier Beispiele aus
den Bereichen Wirtschaft, Kommunalpolitik und Landesverteidigungs- beziehungs-
weise Schützenwesen soll dies in der Folge verdeutlicht werden.
Vor allem Pfurtschellers ökonomische Sonderstellung als Verleger93 barg ständig
ein gewisses Konfliktpotenzial. In Andreas Alois Dipaulis Bericht über eine gemein-
sam mit seinem Sohn unternommene „Fußreise in die Umgebung von Innsbruck“
aus dem Jahr 1814 wird dies aus wenigen Worten deutlich:
89 Ebd.
90 Vgl. Wahlprotokoll Gemeindeausschuss Fulpmes, 2. Mai 1846, TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz.
54, 1846, Abt. III; sowie: Wahlprotokoll Gemeindeausschuss Fulpmes, 26. April 1849, TLA, Akten-
serie LG Mieders, Fasz. 58, 1849–1850, Abt. III.
91 Vgl. Provisorisches Gemeinde-Gesetz, RGBl. 170/1849, § 66.
92 Vgl. Entwurf Pfurtscheller an Gemeindevorstehung Fulpmes, 19. Dezember 1836, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, II, Bund 1, Nr. 34.
93 In Kap. 6.3.4. wird darauf noch ausführlich eingegangen werden.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435