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6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 367
6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft
Am 27. September 1821 erschien also – wie bereits erwähnt – im „Kaiserlich-Kö-
niglich privilegierten Bothen von und für Tirol und Vorarlberg“ ein Artikel mit dem
Titel „Das Thal Stubay, dessen Bewohner, Fabriken und Handel“:26
Ein Schwerpunkt des Artikels liegt bei der Erzeugung von und dem Handel
mit Metallwaren: Demnach würden im Stubaital 3000 Zentner27 Eisen, Stahl und
Blech um rund 45.000 Gulden, 300 Zentner Kupfer, Tomback und andere Metalle
zu 30.000 Gulden und „Nebendinge“ wie Messing, Horn, Ebenholz, Schmirgel,
Baumöl und weitere Werkstoffe im Wert von 10.000 Gulden pro Jahr verarbeitet.
Etwa 620 der rund 4000 Einwohner des Tales seien mit der Verarbeitung die-
ser Rohmaterialien beschäftigt. Rund 2200 Zentner Fertigwaren – „Geschmeid-
schmied-Waaren“ aller Art, astronomische und chirurgische Geräte ausgenommen
– seien das Ergebnis dieser Arbeit. Rund 150 Zentner Fertigwaren im Wert von
15.000 Gulden, die „in einem allgemein befriedigenden Waarenlager nicht fehlen
dürfen“, würden außerdem von auswärts – größtenteils aus Österreich – zuge-
kauft. In Summe würde der „Betrieb der Fabrik“ im Stubai also jährliche Ausgaben
von rund 100.000 Gulden aufwerfen. Dieser Zahl stellt der Artikel die Einnahmen
aus dem Verkauf der Produkte gegenüber: Waren im Wert von 60.000 Gulden
würden ins „nichtösterreichische Deutschland“ versendet beziehungsweise ausge-
führt, nach Italien, an die Levante und nach Amerika Waren im Wert von 16.000
Gulden, ins Königreich Lombardo-Venetien um 45.000 Gulden, nach Österreich
um 17.000 Gulden und nach Tirol und Vorarlberg um 47.000 Gulden. Insgesamt
liege der Ertrag aus dem Handel somit bei 185.000 Gulden, der jährliche Gewinn,
nach Abzug der oben genannten Ausgaben von 100.000 Gulden, bei rund 85.000
Gulden.28
Die Zahlen zum Stubaier Eisenwarenhandel aus diesem Artikel von 1821 wurden
in den folgenden fast 200 Jahren von verschiedenen Autoren – teilweise auch ohne
exakte Angabe der Quelle – übernommen.29 Ein genauerer Blick auf das Zustande-
26 Der Kaiserlich Königlich privilegirte Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 78, 27. September
1821, S. 312 u. Beil. 14.
27 Ein Zentner waren 100 Pfund, das Pfund zu je rund 0,5 Kilogramm. 3000 Zentner würden demzu-
folge etwa 150 Tonnen entsprechen. (Vgl. Rottleuthner, Gewichte und Maße, 1985, S. 12.)
28 Vgl. Der Kaiserlich Königlich privilegirte Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, Nr. 78, 27. Septem-
ber 1821, Beil. 14.
29 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier nur folgende Werke als Beispiele genannt: Aubele,
Handelshäuser, 1951, S. 196; Niemeyer, Eisenindustrie I, 1969, S. 14; sowie: Egg, Kleineisenindus-
trie, 1987, S. 251; sowie: Leutelt, Eisenindustrie, 1987, S. 257.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435