Seite - 172 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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172 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
bote unter Andreas Hofer sowie österreichisches Militär unter Buol gegen Innsbruck
vorrückten. „Als aber der biedere Andre Hofer den 23 Maj nach Schönberg anrükte:
also Unterblieb die Absendung der IIten Deputaz. nach Wien“, so berichtet Pfurt-
scheller gegenüber Rapp.520
3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai
Die Darstellung Pfurtschellers für Joseph Rapp hinsichtlich des Vorrückens Andreas
Hofers aus Süden deckt sich im Wesentlichen mit der des Militärhistorikers Schemfil:
Am 23. Mai berieten General Buol und Andreas Hofer, Letzterer mit einem Aufgebot
von etwa 5000 Mann im Rücken, am Brenner über einen Angriff auf Innsbruck.521
Teile von Buols Truppen und die Tiroler Aufgebote rückten in den folgenden zwei
Tagen gegen die Landeshauptstadt vor.522 Auch ein Stubaier Aufgebot schloss sich
dem Vormarsch an, nachdem es zuvor bereits die Gegend um Schönberg besetzt
hatte, um sich an den folgenden Kämpfen gegen die bayerischen Truppen am Berg-
isel am 25. und 29. Mai zu beteiligen. Das berichten die Militärhistoriker Gedeon
Maretich und Viktor Schemfil.523
Rund um die Teilnahme dieses Stubaier Aufgebots an den Kämpfen ergeben sich
jedoch einige Fragen.524 Zwei verschiedene Quellen weisen nämlich darauf hin, dass
Einfachheit halber wurden schließlich alle vier Deputierten aus der Umgebung von Innsbruck „re-
krutiert“.
520 Pfurtscheller an Rapp – Nachtrag und Ergänzung zur Schilderung von 1819, o. D., TLA, Materiali-
ensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 9.
521 Viktor Schemfils Schilderung basiert nach seinen eigenen Angaben in erster Linie auf einem im
Werk Hormayrs im Jahre 1845 wiedergegebenen Bericht General Buols an Chasteler. (Vgl. Schemfil,
Freiheitskrieg, 2007, S. 136, Anm. 198.)
522 Ebd., S. 136–154.
523 Vgl. ebd., S. 148 f.; sowie: Gedeon Maretich von Riv-Alpon, Die zweite und dritte Berg Isel-
Schlacht. Gefechte in der Umgebung von Innsbruck am 25. und 29. Mai 1809, Innsbruck 1895, S.
32. – Die Darstellungen der Kämpfe rund um den Bergisel am 25. und 29. Mai 1809 beruhen im
Kern auf einem Artikel in der Innsbrucker Zeitung vom 12. Juni 1809: Innsbrucker Zeitung, Nr. 38,
12. Juni 1809.
524 So muss etwa bezweifelt werden, dass es sich beim Stubaier Aufgebot, wie Schemfil angibt, um zwei
Schützenkompanien unter den Hauptleuten Michael Pfurtscheller und Anton Danler handelte. In
den Standeslisten der Gemeinden des Tales aus dem Jahr 1830 ist eindeutig von einer „Sturmmann-
schaft“ die Rede, die „am 22ten May 1809 gegen den Baierischen General Wreden auf den Iselberg“
ausrückte. Als Anführer werden hier Pongraz Schönherr, Michael Pfurtscheller, Sebastian Gleirscher
und Johann Kapferer angeführt. (Vgl. Standeslisten Gericht Mieders zum 22. bis 24. Mai 1809,
16./18./20. Mai 1830, TLA, Standeslisten der Landesschützen und Landsturmkompanien 1809,
Bündel VII, Abt. 27, Gericht Mieders, Nr. 2.) Auch Maretich spricht vom Landsturm: „Es war näm-
lich Schützenhauptmann Michael Pfurtscheller mit 242 Landsturm Männern des Stubayer-Thales
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435