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5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
5.2. Michael Pfurtscheller heiratet
5.2.1. Anna Lener
„Er nahm sich im Monat September also Zeit – zu heyrathen, mit Jungfrau Anna
Lener von Mieders.“ – so heißt es im Verzeichnis der Urkunden und Zeugnisse Mi-
chael Pfurtschellers in einem Nachsatz zur Schilderung der kriegerischen Ereignisse
im Herbst 1805.31
Am 16. September 1805 heiratete Michael Pfurtscheller also Anna Kreszentia Le-
ner. Die Wirtstochter aus Mieders war zu diesem Zeitpunkt 24, rund fünf Jahre jünger
als ihr Bräutigam.32 Ihre Eltern waren der Wirt und Gastgeb „zur Traube“33, Franz
31 Vgl. Verzeichnis Zeugnisse, Urkunden und Diplome, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, I, Bund 1,
Nr. 4, Eintrag zum 6. Oktober 1805; sowie: Kap. 3.2.4. u. 3.2.5.
32 Vgl. Trauungsbuch Fulpmes II, TLA, Mikrofilm Nr. 0661, Abschn. 3; sowie: Taufbuch Mieders I,
TLA, Mikrofilm Nr. 0640, Abschn. 1.
33 In seinem Werk „Andreas Hofers alte Garde“ gibt Granichstaedten-Czerva das Gasthaus „zur Post“
als das Lener’sche Wirtshaus an. Dies ist umso verwunderlicher, als derselbe Autor in seinen „Bei-
trägen zur Familiengeschichte Tirols“ die „Traube“ als Heimstätte der Miederer Leners bezeichnet.
Auch Franz Kolb nennt in seinem Beitrag über die Familie Lener in Josef Weingartners Werk über
„Berühmte Tiroler Wirtshäuser und Wirtsfamilien“ das Gasthaus „zur Traube“. (Vgl. Granichstaed-
ten-Czerva, Alte Garde, 1932, S. 309; sowie: Granichstaedten-Czerva, Familiengeschichte, 1954,
S. 114; sowie: Franz Kolb, Lener (Unterberg), in: Berühmte Tiroler Wirtshäuser und Wirtsfamilien
(Schlern-Schriften 159), hg. v. Josef Weingartner, Innsbruck 1956, S. 38.) Überraschenderweise
ist auch in der von Sebastian Hölzl zusammengestellten „Chronik von Mieders“ das Gasthaus „zur
Post“ als das Wirtshaus der Leners angeführt. (Vgl. Hölzl, Chronik von Mieders, 1976, S. 41 u.
47.) Aus verschiedenen Quellen geht jedoch eindeutig hervor, dass sowohl Anna Leners Vater Franz
als auch ihr Bruder Joseph Inhaber des Wirtshauses „zur Traube“ waren. (Vgl. Vermögensübergabe
Franz Lener – Joseph Lener, 6. März 1806, TLA, VB Stubai, 34/239, Bl. 376–397; sowie: Vermö-
gensübergabe Joseph Lener – August Lener, 9. März 1847, TLA, VB Stubai, 34/324, Bl. 491–499.)
Der Hintergrund dieser widersprüchlichen Angaben ist verworren: Das Gebäude mit der Kataster-
nummer 179 A, in dem sich das Wirtshaus der Leners befand (heute Dorfstraße 21), trägt – ob-
wohl darin heute weder Schankwirtschaft noch Postamt betrieben wird – noch immer die Aufschrift
„Post“ (das vorangestellte Wort „Gasthof“ wurde zwar übermalt, ist jedoch noch zu erkennen). Das
heute in Mieders bestehende Gasthaus „zur Traube“ hingegen befindet sich in einem anderen Ge-
bäude (Dorfstraße 22) als die ursprüngliche „Traube“ der Leners. Bereits in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts war hier die Bierschenke des Anton Seewald. Der Hausname „Seewald“ hat sich
für das Gebäude, in dem sich die „Traube“ heute befindet, erhalten. Die heutige „alte Post“ wurde
hingegen noch in einem Kaufvertrag aus dem Jahr 1869 als Gasthaus „zur Traube“ bezeichnet. Die
Umbenennung in „Post“ erfolgte erst später. Für die Zeit Michael Pfurtschellers ist in jedem Fall
vom Gasthaus „zur Traube“ als der Wirtschaft seines Schwagers Joseph Lener zu sprechen. (Vgl. Ver-
mögensübergabe Franz Lener – Joseph Lener, 6. März 1806, TLA, VB Stubai, 34/239, Bl. 376–397;
sowie: Vermögensübergabe Joseph Lener – August Lener, 9. März 1847, TLA, VB Stubai, 34/324,
Bl. 491–499; sowie: Vermögensübergabe Anton Seewald – Johann Seewald, 17. Februar 1844, TLA,
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435