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2. Jugend- und Ausbildungsjahre
In der Einleitung wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Kindheits- und Jugend-
jahre einer historischen Person deren Biographen vor besondere Probleme stellen.
Es fehlen meist schlichtweg geeignete Quellen. Der folgende Abschnitt spürt daher
lediglich einem – allerdings wesentlichen – Teil dieses Abschnittes im Leben Michael
Pfurtschellers nach: seiner (Aus-)Bildung.
2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert
In dem umfangreichen schriftlichen Nachlass, den Michael Pfurtscheller hinterlassen
hat, finden sich keinerlei Quellen, die Aufschluss über seine schulische Laufbahn
geben könnten.1 Es ist daher notwendig, sich dieser Fragestellung auf anderen We-
gen anzunähern. Aus verschiedenen Quellen lassen sich Schlüsse über das Schulwe-
sen im Stubaital Ende des 18. Jahrhunderts ziehen – für jene Jahre also, in denen
Pfurtscheller selbst ein schulpflichtiges Kind war. Somit werden Aussagen über seine
wahrscheinliche schulische Ausbildung möglich.
Zwei Jahre vor Pfurtschellers Geburt, 1774, war mit dem Erlass der „Allgemeinen
Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen
K.K. Erbländern“ ein wichtiger Entwicklungsschritt im österreichischen Schulwesen
vollzogen worden. Die Schulen waren, aus der kommunalen Selbstverwaltung her-
ausgenommen, nun zu Institutionen des Staates geworden. Verpflichtender Unter-
richt für Mädchen und Buben ab dem sechsten Lebensjahr, drei verschiedene Schul-
typen, eine neue Lehrmethode und Neuerungen in der LehrerInnenausbildung sowie
Auflagen über die bauliche Ausstattung der Schulräumlichkeiten waren wichtige
Eckpunkte der neuen Schulordnung.2 In jedem Kirchdorf am Land und in kleinen
Städten sollte es jeweils eine Trivialschule geben, in den größeren Städten sogenannte
Hauptschulen. Zusätzlich war für jede Provinz eine Normalschule vorgesehen, an der
auch die LehrerInnenausbildung erfolgen sollte.3 Ziel der neuen Schulordnung war
1 Vgl. TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP. – Auf dieselbe Problematik weist auch Andreas Oberhofer in
seiner Biographie Andreas Hofers hin. (Vgl. Oberhofer, „Andere“ Hofer, 2009, S. 111.)
2 Vgl. Hölzl, Pflichtschulwesen, 1972, S. 30–40; sowie: Annemarie Augschöll, Schüler und Schulmeis-
ter. Im Spiegel der österreichischen und tirolischen Verordnungen, Innsbruck-Wien-München 2000,
S. 84–86.
3 In Tirol gab es zwei Normalschulen. In Innsbruck wurden die deutschsprachigen Lehrer ausgebildet,
in Rovereto die italienischsprachigen. (Vgl. Hölzl, Schulwesen der Neuzeit, 2007, S. 100.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435