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3.3. 1809 185
erschien die Nachricht vom Waffenstillstandsabkommen von Znaim wohl für viele
unglaubwürdig. Dieser Eindruck wurde auch seitens des Intendanten Hormayr und
Erzherzog Johanns bewusst geschürt. Auch der vereinbarte Abzug der österreichi-
schen Truppen wurde lange hinausgezögert. Erst Anfang August zogen sich Buols
Truppen über das Pustertal und Osttirol aus dem Land zurück. Parallel dazu hatte
auf Befehl Napoleons bereits der Vormarsch nach Tirol begonnen, der die dortige
Erhebung endgültig beenden sollte. Drei Divisionen, zwei bayerische und eine rhein-
bündisch-thüringische, rückten über das Unterinntal vor, weitere Kontingente mar-
schierten über Scharnitz, Reutte, Lienz und Trient vor.575
3.3.5.10. Die Kämpfe im August
„Den 30. Jul. abends zogen die französischen und verbündeten Truppen in Innsbruck
ein“, das berichtet Anton Knoflach in seinem Tagebuch.576 Die eingerückten Trup-
pen mussten nun natürlich auch versorgt werden. Nicht nur die Stadt selbst, auch
die Landgemeinden in der Umgebung hatten für die Verpflegung der Truppen zu
sorgen. Mit der Abwicklung der Versorgungslieferungen waren dort die Gemeinde-
vorsteher betraut. Diesen wurde zwar die „vollkommene Sicherheit der Personen und
des Eigentums“ versichert, doch drohten im Falle, dass den Forderungen des Militärs
nicht freiwillig nachgekommen werde, sehr wohl auch Konsequenzen. Ein Schreiben
des Innsbrucker Landgerichtes an Gemeindevorsteher Michael Pfurtscheller vom 1.
August 1809 macht das unmissverständlich klar:
„Mit dieser beruhigenden Erklärung sieht man aber auch den strengsten Vollzug der zu
Befriedigung der Bedürfnisse des Militärs nötigen Aufträge entgegen, damit die Maßregel
einer militärischen Exekution nicht eintreffen muß.“577
Auch mit den Befürchtungen der Bevölkerung, es könnte zu Plünderungen und Aus-
schreitungen seitens des Militärs kommen, wird in diesem Schreiben „gespielt“, um
sich der erwünschten Lebensmittellieferungen zu versichern. Die Bevölkerung solle
nach Kräften an der Verpflegung der Truppen „sowie für den Bedarf an Vorspann und
anderen Bedürfnissen nach Möglichkeit umso mehr beywirken“, da dadurch „sonst
oft unvermeidliche Exzesse des Militärs“ verhindert werden könnten.578
575 Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 127–130.
576 Schumacher, Knoflach’s Tagebuch, 1909, S. 38. – Knoflach selbst war an diesem Tag jedoch nicht in
Innsbruck, auch das geht aus seinen Tagebuchaufzeichnungen hervor.
577 Unterlagen zu J. Rapp Tyrol 1809, TLMF-Bib., FB 1650, Periode III, Nr. 183.
578 Ebd. – Die Abschrift einer an die Gemeindevorsteher des Stubaitales gerichteten Forderung nach
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435