Seite - 113 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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3.3. 1809 113
ehemalig Römisch deutschen Reiches. Italien, das vorhero ein Vieles von derlay Waaren be-
zog, dürfte denen merkantilistischen Nachrichten und Versicherungen zu folge in Hinkunft
beträchtlichere Bezüge, und Bestellungen machen lassen.“251
Den wirtschaftspolitischen Entwicklungen zwischen den Königreichen Italien und
Bayern sah man also, zumindest wenn man den Ausführungen von Stolz’ Glauben
schenkt, optimistisch entgegen. In besonderer Weise dürfte dies wohl auf das Ver-
lagshaus Johann Volderauers Erben zugetroffen haben, das Michael Pfurtscheller mit
seinem Stiefbruder Franz Volderauer (vertreten durch zwei „Gerhaben“ [Vormunde,
Kuratoren], da noch nicht volljährig) und der Mutter der beiden, Gertraud Wiesfle-
cker, seit dem Tod seines Stiefvaters Johann Volderauer 1799 leitete.252 Von Anreiters
Darstellung zufolge hätten Johann Volderauers Erben nämlich „meist“ nach Italien
gehandelt.253
3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung
Michael Pfurtscheller war, darin sind sich die Literatur zur Tiroler Erhebung des
Jahres 1809 und die darauf basierende Rezeption einig, die wichtigste Stubaier Per-
sönlichkeit des „Anno Neun“.254 Wohl am überschwänglichsten, im Kern der Aus-
sage jedoch mit den anderen Autoren übereinstimmend, schildert Adolph Hueber
Pfurtschellers Rolle während der Erhebung:
„Es war eine günstige Fügung, dass sich damals für die streitbare, todesmuthige Bevölke-
rung des Thales auch der richtige Leiter fand, welcher ebenso durch entschlossenen Muth
und patriotische Begeisterung, wie durch kluge Umsicht und Besonnenheit zum Sturmfüh-
rer sich wie geschaffen zeigte. Dieser Mann war Michael Pfurtscheller von Fulpmes […].“255
251 Joseph von Stolz beantwortet Fragen zum Stubaital, o. D., Statistische Nachrichten vom Thale Stu-
bay, zusammengestellt von Andreas Alois Dipauli, TLMF-Bib., Dip. 1035/III, Teil B, Nr. 6.
252 Vgl. Verlassenschaftsabhandlung Johann Volderauer, 5. Dezember 1799, TLA, VB Stubai, 34/230,
Bl. 372–402; sowie: Testament Johann Volderauer, 7. November 1799, TLA, VB Stubai, 34/230,
Beil. zw. Bl. 374 u. 375. – In Kap. 5 wird näher auf die Übernahme der Geschäfte durch Michael
Pfurtscheller eingegangen.
253 Vgl. Johann von Anreiter beantwortet Fragen zum Stubaital, o. D. [1808], Statistische Nachrichten
vom Thale Stubay, zusammengestellt von Andreas Alois Dipauli, TLMF-Bib., Dip. 1035/III, Teil H.
254 Vgl. unter anderem: Rapp, Tirol 1809, 1852; sowie: J. Hirn, Tirols Erhebung, 1909; sowie: Hueber,
Michael Pfurtscheller, 1891; sowie: Pizzinini, Michael Pfurtscheller, 1981; sowie: Schennach, Re-
volte, 2009.
255 Hueber, Michael Pfurtscheller, 1891, S. 3.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435