Seite - 315 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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5. Familie Pfurtscheller
5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund
Michael Pfurtscheller stammte aus einer Familie, deren Wurzeln wohl in Neustift
im Stubaital zu suchen sind. Dort findet sich der Weiler Pfurtschell, etwa 300 Hö-
henmeter oberhalb der Talsohle am Abhang des Niederen Burgstalls gelegen. Ge-
nerationen vor Michael Pfurtscheller, an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert,
war „Pfurtscheller“ jedoch bereits ein im ganzen Tal verbreiteter Familienname. Im
Folgenden soll die Geschichte der Vorfahren Michael Pfurtschellers, zurück bis zu
dessen Urgroßeltern, in groben Zügen skizziert werden.
Laut dem von Michael Pfurtscheller selbst im Jahr 1822 zusammengestellten „Ver-
zeichnis der Stubajer Handels-Compagnien – wie selbe gegen Ende des 18 Jahrhun-
dert bestanden und wie selbe dermal bestehen […]“ war es der Großvater Michael
Pfurtschellers, Blasius, der nach Tätigkeit als Maurer in der Schweiz und Dienst bei
der „Französischen Gabellerie“1 mit dem Kauf eines Biergewerbes in Fulpmes sei-
nen Wohnsitz eben dorthin verlegte:
„Blasius Pfurtscheller (mein Großvater) ging als Maurer in die Schweitz nahm dienste bey
der Französischen Gabellerie, nach erhaltenem Abschied, handelte er in die Schweitz – mit
dem Erworbenen – kaufte er sich ein Anwesen mit Biergewerb – zunächst an der alten
Kirch dahier.“2
In den in Frage kommenden Verfachbüchern des Gerichtes Stubai finden sich aller-
dings keinerlei konkrete Hinweise auf den von Michael Pfurtscheller beschriebenen
1 In der Literatur zur Person Michael Pfurtschellers wurde dieses „Gabellerie“ durchgehend als „Kaval-
lerie“ interpretiert. (Adolf Hueber war der erste, der diesen Schluss zog: Vgl. z. B. Hueber, Michael
Pfurtscheller, 1891, S. 4.) Es könnte jedoch auch einen Zusammenhang mit der in Frankreich bis
1790 eingehobenen „Gabelle“, einer Salzsteuer, geben. (Vgl. François Furet/Mona Ozouf (Hg.),
Kritisches Wörterbuch der Französischen Revolution, Bd. 2: Institutionen und Neuerungen, Ideen,
Deutungen und Darstellungen, Frankfurt a. M. 1996, S. 886.)
2 „Verzeichnis der Stubajer Handels-Compagnien“, 23. August 1822, TLMF, Hist. Samml., Zünfte
und Schmiede im Stubaital, Nr. 22. – Am 15. Januar 1725 heißt es im Protokoll der Verlassen-
schaftsabhandlung des Vaters Blasius Pfurtschellers, Rupert: „Bläsi, seines Handtwerch ein Maurer
so in der Frembde abwesig […]“ (Verlassenschaftsabhandlung Rupert Pfurtscheller, 15. Januar 1725,
TLA, VB Stubai, 34/141, Bl. 22–28, hier: Bl. 23 v.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435