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6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
Die Angaben der „Montgelas-Statistik“ bieten also nur vermeintlich eine zuverläs-
sige Alternative zu anderen Quellen zur Stubaier Wirtschaft Anfang des 19. Jahrhun-
derts. Die Frage nach der Verlässlichkeit der Daten ist auch angesichts des obrigkeit-
lichen Charakters der Erhebung stets zu berücksichtigen. Inwieweit die Androhung
von Geldstrafen für das Machen unrichtiger Angaben als Korrektiv wirkte, ist nicht
abschätzbar.95
6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann
6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Auf die unterschiedlichen Angaben zur Zahl der Schmiedemeister im Stubaital in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde bereits hingewiesen. Die Frage nach
der Anzahl der Metallwarenerzeuger wird im Folgenden daher ausgeklammert. Aus
verschiedenen Quellen lässt sich jedoch erschließen, was und wie in den Werkstätten
produziert wurde. So gibt etwa Michael Pfurtscheller selbst – in einer wohl zwischen
1810 und 1814 verfassten Zusammenstellung zum Stand von Handel und Produk-
tion im Stubaital – einen Einblick in die „Fabricken“ des Tales:
„Man kann die aus 73 Meisters in dieser Thal gegend – bestehende Professions Arbeiter, von
welchen nur die Vorzüglichsten 3 Gesellen und 1 oder 2 Lehrjung ehmals beschäftigten,
nicht wirkliche Fabrickanten Nennen, da sich selbe zum theil auch mit Ackerbau abgeben
und in Einer Werkstadt mehrere Waaren Gattungen Verfertiget werden;
Seit dem Jahr 1810 bestehet Eine Zunft96 unter ihnen, jedoch sind dies in ihren Oert-
lichen gebräuchen ganz freye ungebundene leute, welche ihre Erzeugnisse nur für eigene
Rechnung machen und willkührlich verkaufen mögen! Bei der nunmehr Offenbahren Ver-
minderung des waaren Verschleisses, halten viele Meisters – keine fremde Lehrjunge und
Gesellen mehr, sondern arbeiten merklich weniger und bloß mittels Weib und Kinder.“97
95 Vgl. Kap. 6.2.2.
96 Eine „Handwerks Polizey Ordnung für die Zirkel, Messer, und gesammte Zeugschmiede im k.k.
Hofgericht Stubay“ bestand offenbar schon seit dem Jahr 1801. 1810 wurden deren Bestimmungen
seitens der bayerischen Obrigkeit bestätigt. Erst im Jahr 1836 wurde auf Drängen der Fulpmer
Schmiede eine neue Handwerksordnung beschlossen. Die dies belegenden Quellen, inklusive eines
Exemplares der „Handwerks Polizey Ordnung“ des Jahres 1801 finden sich in den Akten des Land-
gerichtes Mieders aus dem Jahr 1836. (Vgl. TLA, Aktenserie LG Mieders, Fasz. 44, 1836, Abt. IX,
Gewerbe.)
97 Pfurtscheller zu Fabrikation und Handel im Stubai, o. D. [1810–1814], TMLF, Hist. Samml., Schach-
tel „Abhandlungen. Berichte, Informationen, „Abschilderung“: Bauernrichter Ritten, „Vorstellun-
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435