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44 2. Jugend- und Ausbildungsjahre
also wohl durchaus als vorbildhaft im Hinblick auf die Umsetzung der Neuerungen
im Schulwesen zu betrachten.
2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785
Das vorbildliche Verhalten der Stubaier im Bezug auf die Umsetzung der Schulre-
formen wird in einem Visitationsbericht von Joseph Tusch aus dem Jahr 1785 noch
deutlicher. Tusch war Kurat im Obernbergtal, einem Seitental des Wipptales, das in
Gries am Brenner nach Südwesten vom Haupttal abzweigt. Im Frühjahr 1785 ver-
fasste er als Schulvisitator für das Dekanat Matrei, das auch das Stubaital umfasste,
einen Bericht über den Zustand des Schulwesens in den Gerichten Matrei, Steinach
und Stubai. Für Letzteres hat Tusch ausdrücklich lobende Worte:
„Stubey: Hier ist aller Orten das Schulwesen so, wie man es nur immer wünschen kann.
Kein Wunder, dann so wohl eine Lobl. [Löbliche] Obrigkeit, als Seelsorger, und Schulhalter
scheinen dieses gleichsam als ihr ainziges Fach zu betrachten, woraus zugleich klar erhellet,
wo der Fehler, wan es von Jahr zu Jahr, wie im Landgericht Stainach, krebs gängiger wird.“9
In allen sechs von Tusch visitierten Schulen – Schönberg, Mieders, Telfes, Fulpmes,
Neder10 und Neustift – war das Urteil ausnahmslos positiv, sowohl in Hinblick auf
die Beschaffenheit der „Schulstube“ als auch auf den zur Verfügung stehenden Stau-
raum für die Schulbücher, die Vorschriftsmäßigkeit des Unterrichts und die Qualität
des Lehrpersonals.11
Zu dem Zeitpunkt, als Visitator Tusch zufrieden seinen Bericht über das Schulwe-
sen im Dekanat Matrei verfasste, war Michael Pfurtscheller gerade acht Jahre alt.12
Die Vermutung, er könnte Schüler der Trivialschule in Fulpmes gewesen sein, die
Joseph Tusch am 28. Februar 1785 visitierte, liegt nahe. Noch größer erscheint diese
Wahrscheinlichkeit anhand des deutlichen Hinweises darauf, dass er zumindest am
Philosophen Sokrates, so von Felbiger – die SchülerInnen durch das Stellen der richtigen Fragen zur
Einsicht bringe. (Vgl. Panholzer, Felbigers Methodenbuch, 1892, S. 119–144.)
9 Visitationsbericht Joseph Tusch, 19. April 1785, TLA, Jüng. Gub., Gubernialakten, Fasz. 2503, Nr.
11.714.
10 Im Bezug auf die Schulstube im Neustifter Ortsteil Neder bemerkt Tusch, eine neue „wird heuer
gebaut“.
11 Vgl. Visitationsbericht Joseph Tusch, 19. April 1785, TLA, Jüng. Gub., Gubernialakten, Fasz. 2503,
Nr. 11.714.
12 Vgl. Taufbuch Fulpmes I, TLA, Mikrofilm Nr. 0660, Abschn. 3.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435