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3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
Die folgenden Abschnitte zu den kriegerischen Auseinandersetzungen der Jahre 1797
bis 1813 – 3.1. bis 3.3. – basieren auf einer Vielzahl von unterschiedlichen Quellen,
auf deren Besonderheiten im jeweils betreffenden Zusammenhang noch detailliert
eingegangen werden wird. Im Tiroler Landesarchiv findet sich jedoch außerdem
auch ein mit großer Wahrscheinlichkeit der „geistigen Urheberschaft“ Michael Pfurt-
schellers zuzurechnender Bericht, der sich allen die Region Tirol direkt betreffenden
Kriegsereignissen der Jahre 1796 bis 1813 widmet, besonders jedoch der Frage, in-
wieweit diese das Stubaital berührten:
„Die im großen Ausschußkongresse versammelten Verordneten und Vertreter der
vier Stände Tirols [haben] in ihren Sitzungen vom 5. Mai 1837 und vom 16. Mai
1838 einmüthig beschlossen, dem Monumente Andreas von Hofer gegenüber in die-
ser Kirche zum heiligen Kreuze [gemeint ist die Hofkirche in Innsbruck] ein Denk-
mahl für alle in den Kriegsepochen der Jahre 1796 bis 1813 vor dem Feinde gebliebe-
nen, oder in der Gefangenschaft gestorbenen Tiroler Landesvertheidiger zu errichten
[…]“, so heißt es in der von Beda Weber in seinem „Denkbuch der Erbhuldigung in
Tirol 1838“ edierten Urkunde zur Grundsteinlegung des angesprochenen Denkmals
am 16. August 1838.1 Bereits seit 1836 war seitens der Tiroler Landstände überlegt
worden, in welcher baulichen Form der gefallenen Landesverteidiger gedacht werden
sollte.2 Zur konkreten Umsetzung des Vorhabens schritt man jedoch eben erst zwei
Jahre später, im Frühjahr 1838. Als Ergänzung zum Denkmal war ein „Ehrenbuch“
angedacht, in dem die Namen der Toten verzeichnet werden sollten und das im land-
ständischen Archiv aufbewahrt werden sollte – eine Idee, die es, wie sich noch zeigen
wird, bereits 1835 gegeben hatte, die jedoch nicht in die Tat umgesetzt worden war.
1 [Beda Weber], Denkbuch der Erbhuldigung in Tirol 1838, Innsbruck 1839 [„Vom Verfasser des
Handbuches für Reisende in Tirol“ = Beda Weber], Beilage 1. – Die Grundsteinlegung zu dem
Denkmal erfolgte also im Rahmen der Erbhuldigungsfeierlichkeiten für Ferdinand I. in Innsbruck,
am 16. August 1838 durch den Kaiser selbst. (Akten zur Vorbereitung der Grundsteinlegung finden
sich hier: TLA, Jüng. Gub., Präsidiale 1838, Fasz. 3688, Nr. 1741, 1984, 2029 u. 2343 [liegen alle
bei Nr. 282]; die Urkunde zur Grundsteinlegung wurde von Beda Weber in seinem Denkbuch zur
Erbhuldigung 1838 ediert: [Weber], Denkbuch 1838, 1839, Beilage 1; die Erbhuldigung im August
1838 in Innsbruck wird noch eingehender thematisiert: Kap. 3.4.) Das Denkmal zum Gedenken an
die Gefallenen der Jahre 1796 bis 1813 wurde erst am 7. Mai 1843 enthüllt. (Vgl. Hans Kramer, Die
Gefallenen Tirols. 1796–1813 (Schlern-Schriften 47), Innsbruck 1940, S. 13.)
2 Vgl. H. Kramer, Die Gefallenen Tirols, 1940, S. 10. – Zunächst war demzufolge an Marmortafeln
gedacht worden, auf denen entweder die Gefallenenzahlen nach Landgerichten oder aber überhaupt
die Namen aller Toten zu lesen sein sollten.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435