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78 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
gen. Unterstützt wurden sie von Schützenkompanien aus dem südlichen Tirol, mit
deren Organisation man bereits im Dezember 1798 begonnen hatte. Josef Fontana
bezeichnet die Linie Martinsbruck-Taufers als den „eigentlichen Frontabschnitt“.103
Am 25. März erfolgte dann auch der französische Angriff auf Taufers im Münster-
tal. Die kaiserlichen Truppen gingen aus der kurzen und heftigen Auseinanderset-
zung als eindeutiger Verlierer hervor. Der Vinschgau stand den Franzosen nun offen,
und einige Orte dort hatten in der Folge sehr unter Übergriffen der gegnerischen
Truppen zu leiden. Aufgrund von Misserfolgen der Franzosen in Oberitalien und
in Süddeutschland setzte Masséna seinen Vormarsch jedoch nicht weiter fort. Seine
Truppen zogen sich Ende März zurück und verschanzten sich in und um Taufers im
Münstertal. Von dort wurden sie wenige Tage später von kaiserlichem Militär und
Tiroler Landesverteidigern unter dem Kommando von Generalmajor Johann Lud-
wig Alexander Freiherr von Laudon nach Graubünden zurückgedrängt. Somit waren
nun keine gegnerischen Truppen mehr auf Tiroler Boden, und damit gab man sich
auf kaiserlicher Seite vorerst auch zufrieden. Erst als die französischen Truppen in
Oberitalien immer weiter nach Westen abgedrängt werden konnten, beschloss man,
auch gegen die in Graubünden aufgestellten gegnerischen Truppen wieder aktiv zu
werden. Am 22. April sollte der allgemeine Angriff – mit Beteiligung einiger freiwil-
liger Schützenkompanien – erfolgen. Das Unternehmen musste jedoch im letzten
Moment aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse auf Ende April beziehungs-
weise Anfang Mai verschoben werden. Dieser zweite Anlauf hatte nun Erfolg, das
Engadin konnte unter die Kontrolle der kaiserlichen Truppen gebracht werden, die
Landesverteidiger wurden nach Hause entlassen.104
3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden
Im Jahr 1855 veröffentlicht der ursprünglich aus Nauders stammende Alois Mo-
riggl105, Frühmesser in Zirl, das Büchlein „Einfall der Franzosen in Tirol bei Mar-
tinsbruck und Nauders im Jahre 1799“106. In seinem Vorwort nennt er die Quel-
103 Vgl. Fontana, Südtiroler Unterland, 1998, S. 203.
104 Vgl. Fontana, Südtiroler Unterland, 1998, S. 192–216.
105 Alois Moriggl (1810–1866) ging nach dem Besuch des Gymnasiums in Meran 1828 zum Studium
nach Innsbruck. Dort wurde er von Joseph Rapp als Hauslehrer engagiert. Die beiden sollen fortan
ein sehr enges Verhältnis gehabt haben. Als Rapp 1829 nach Linz versetzt wurde folgte ihm Moriggl.
Letzterer kehrte dann jedoch nach Tirol zurück und wurde 1834 in Brixen zum Priester geweiht.
Später wurde er Lehrer am Taubstummeninstitut in Hall, dann war er bis zu seinem Tod im Jahr
1866 Seelsorger in Zirl. (Vgl. S. M. [Simon Moriggl], Alois Moriggl, Frühmesser in Zirl, Separat-
druck aus den Tiroler Stimmen, Innsbruck o. J. [1866].)
106 Es handelt sich hierbei um das erste landesgeschichtliche Werk Moriggls. Das 1855 erschienene
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435