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28 1. Einleitung
dem Jahr 1950 zu nennen.78 Sowohl mit Blick auf die Ereignisgeschichte als auch
besonders hinsichtlich der Rezeptionsgeschichte des „Alpenbundes“ sowie der Tiro-
ler Vorkommnisse im Herbst 1813 steht die Beantwortung vieler Fragen noch aus.
Detailliertere Forschungen, als sie im Rahmen der vorliegenden Arbeiten erfolgen
können, wären hier ebenso lohnens- wie wünschenswert.
Auch an der – im Zusammenhang mit wesentlichen Fragen wie der nach Bedeu-
tung und Funktion ritualisierter Handlungen in der Politik oder der Herausbildung
eines neuen, zentralisierten Staatswesens und dessen Reminiszenzen an vormoderne
Symboliken untersuchenswerten – Erbhuldigung Kaiser Ferdinands im Jahr 1838
zeigte die Tiroler Historiographie bislang nur mäßiges Interesse. André Holenstein
und später Matthias Schwengelbeck haben den Wandel des Rituals der Erbhuldigung
im Gefolge der Auflösung ständisch organisierter Repräsentation im absolutistischen
Polizeistaat mit Europa-Perspektive analysiert.79 Die Ergebnisse ihrer Forschungen
haben die Interpretation der Pfurtscheller’schen Erlebnisse im Rahmen der Erbhuldi-
gung in Innsbruck maßgeblich beeinflusst.
Deutlich mehr Interesse zeigte die historische Forschung in den vergangenen Jahr-
zehnten da schon an den Revolutionsereignissen des Jahres 1848. Besonders das Jubi-
läumsjahr 1998 war Anlass für mehrere diesbezügliche Untersuchungen.80 Im Tiroler
Kontext ist hier vor allem das Buch „Am Rand der Revolution“ von Hans Heiss und
Thomas Götz zu nennen.81 Anders als besonders in der älteren Tiroler Literatur zur
tion des Landes und den großen Verfassungskampf, Innsbruck 1913; sowie: ders., Bayerisch Tirol im
Dezember 1813 (Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs, Sonderheft
10), Innsbruck 1913.
78 Vgl. Heinz Klier, Der Alpenbund, phil. Diss., Innsbruck 1950; sowie auch als: ders., Der Alpen-
bund, Salzburg 1952. – In diesem Zusammenhang ist außerdem noch auf die Diplomarbeit von
Bernhard Huber hinzuweisen: Bernhard Huber, Der Alpenbund. Leitbilder des Widerstands in Ös-
terreich während der Napoleonischen Kriege (1809–1813), phil. Dipl., Salzburg 2011.
79 Vgl. André Holenstein, Die Huldigung der Untertanen. Rechtskultur und Herrschaftsordnung
(800–1800), Stuttgart–New York 1991; sowie: Matthias Schwengelbeck, Die Politik des Zeremoni-
ells. Huldigungsfeiern im langen 19. Jahrhundert (Historische Politikforschung 11), Frankfurt a. M.
2007.
80 Vgl. z. B. Helmut Rumpler, Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staats-
verfall in der Habsburgermonarchie, Wien 22005; sowie: Dieter Dowe/Heinz-Gerhard Haupt/Die-
ter Langewiesche (Hg.), Europa 1848. Revolution und Reform (Politik und Gesellschaftsgeschichte
48), Bonn 1998; sowie: Heiner Timmermann (Hg.), 1848 in Europa. Verlauf, politische Programme,
Folgen und Wirkungen (Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhausen 87),
Berlin 1999.
81 Vgl. Hans Heiss/Thomas Götz, Am Rand der Revolution. Tirol 1848/49, Wien–Bozen 1998; sowie:
Thomas Götz, Bürgertum und Liberalismus in Tirol 1840–1873. Zwischen Stadt und „Region“,
Staat und Nation (Italien in der Moderne 10), Köln 2001.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435