Seite - 43 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Bild der Seite - 43 -
Text der Seite - 43 -
2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 43
neuer Art“ unterrichtet worden – in Neustift aufgrund der Weitläufigkeit der Ge-
meinde auch noch in zwei Nebenschulen in den Ortsteilen Neder und Volderau. In
Schönberg, Fulpmes und Telfes hingegen erfolge der Unterricht jeweils im Widum.
In ersterem Ort gebe es eine Klasse, in den beiden letzteren jeweils zwei. Zumindest
hinsichtlich der Ausstattung der Schulen im Tal zeigt sich Mantinger zufrieden:
„Was die Schulen in diesem Gerichte überhaupt anbelangt, außer Neustift und Mieders,
sind dieselben mit den gehörigen Schulbänken, Schultafeln, und übrigen Schulrequisiten
dermal versehen. Auch die Schulen in Mieders und in der Neustift haben die nothwen-
digsten Schulrequisiten.“7
Über die Qualität des Unterrichts und die Schulbesuchsfrequenz der Kinder äußert
sich Mantinger in diesem Bericht jedoch nicht. Er betont lediglich, dass in allen
Orten „nach der neuen Art“ – der in der Theresianischen Schulordnung vorgeschrie-
benen neuen Lehrmethode8 – unterrichtet worden sei. Das Landgericht Stubai war
7 Ebd.
8 Hinsichtlich der Frage wie Unterricht zu erteilen sei, verweist die Schulordnung von 1774 auf „das
Methodenbuch“. (Vgl. z. B. [Joseph Kropatschek (Hg.)], Sammlung aller k.k. Verordnungen und
Gesetze vom Jahre 1740 bis 1780, die unter der Regierung Kaisers Josephs des II. theils noch ganz
bestehen, theils zum Theile abgeändert sind, als ein Hilfs- und Ergänzungsbuch zu dem Handbuche
aller unter der Regierung des Kaisers Joseph des II. für die k.k. Erbländer ergangenen Verordnun-
gen und Gesetze in einer chronologischen Ordnung, Bd. 7, Wien 1786, S. 125.) Gemeint ist das
von Johann Ignaz von Felbiger verfasste „Methodenbuch für Lehrer an deutschen Schulen in den
kaiserlich-königlichen Erbländern, darin ausführlich gewiesen wird, wie die in der Schulordnung
bestimmte Lehrart nicht allein überhaupt, sondern auch insbesondere, bei jedem Gegenstande, der
zu lehren befohlen ist, soll beschaffen sein“. (Eine bearbeitete und kommentierte Version dieses
Methodenbuchs, die auch Informationen über die Person Felbigers und die Situation der Schulen
vor der Einführung der neuen Schulordnung im Jahr 1774 enthält, wurde 1892 herausgegeben:
Johann Panholzer (Bearb.), Johann Ignaz von Felbigers Methodenbuch. Mit einer geschichtlichen
Einleitung über das deutsche Volksschulwesen vor Felbiger und über das Leben und Wirken Felbi-
gers und seiner Zeitgenossen Ferdinand Kindermann und Alexius Vinzenz Parzizek (Bibliothek der
katholischen Pädagogik 5), Freiburg i. B. 1892.) Die Grundpfeiler von von Felbigers Lehrmethode
waren das „Zusammenunterrichten“ – der Lehrer oder die Lehrerin sollte seine bzw. ihre Worte je-
weils an alle SchülerInnen in der Klasse zugleich richten anstatt sich mit einem nach dem anderen zu
befassen, das „Zusammenlesen“ – durch das gemeinsame Lesen von Texten erhöhe sich die Aufmerk-
samkeit der SchülerInnen, „die Buchstabenmethode“ – eine Technik, die das Auswendiglernen von
Inhalten erleichtern sollte, indem jeweils nur die Anfangsbuchstaben der Wörter des zu Lernenden
an die Tafel geschrieben wurden, die „Tabellen“ – durch die übersichtliche Gliederung des Lehrstof-
fes in Tabellenform sollten die Kinder Zusammenhänge besser durchschauen und lernen, ihr Wissen
zu organisieren, und schließlich das „Katechisieren“ – hierunter ist nicht der Religionsunterricht
zu verstehen, sondern die Sicherstellung, dass die SchülerInnen das Vorgetragene auch verstanden;
dies sollte dadurch erreicht werden, dass der Lehrer oder die Lehrerin – ähnlich dem griechischen
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435