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54 2. Jugend- und Ausbildungsjahre
dan vertraute Subjekte mit vorweisen der Landes Stelle selbst über die Gränzen des König-
reiches geschickt würden, um auch im Auslande von hier noch unbekannten Maschinen
und Instrumenten Kenntnis und Copien sammeln zu können.“46
Jedenfalls sei es – um Andreas Oberhofer zu zitieren, der die Lehrjahre Andreas Ho-
fers am Nonsberg und in Judikarien untersucht hat – „durchaus üblich [gewesen],
dass die Söhne auch sozial gut gestellter Familien Erfahrungen sammeln und sich in
ihren späteren Erwerbszweigen als Hilfskräfte bewähren mussten“.47 Kriterien wie
Verwandt- beziehungsweise Bekanntschaft oder Patronage seien bei der Auswahl des
Aufenthaltsortes meist ausschlaggebend gewesen, so Oberhofer weiter.48 Im Falle
Michael Pfurtschellers wäre hier wohl an einen Geschäfts- oder Handelspartner des
stiefväterlichen Handelshauses zu denken. Während des mehrjährigen49 Aufenthaltes
lebten die Jugendlichen jedenfalls „mit ihren Gastgebern zusammen und gehörten
zur Familie, d.h. sie erlangten als Dienstboten einen annähernd jenem der leiblichen
Kinder entsprechenden Status“.50
Einfacher als die Frage, ob und wo Michael Pfurtscheller Auswärtslehrjahre ver-
brachte, ist noch die nach dem „Wann?“ zu beantworten. Im seinem Fall hat der
Aufenthalt in Triest jedenfalls wohl maximal bis 1797 gedauert. Bereits im Frühjahr
dieses Jahres hatte er sich offensichtlich – im Vorfeld der in Kapitel 3.1. thema-
tisierten Ausrückung mit dem Stubaier Landesverteidigungsaufgebot nach Sterzing
und Spinges – in Fulpmes aufgehalten.51 In seinem rückblickenden Bericht über die
damaligen Ereignisse spricht Pfurtscheller davon, dass er in den Jahren 1796 und
1797 als der einzige Gehilfe seines Stiefvaters Johann Volderauer tätig gewesen sei.52
Für die von Adolf Hueber angegebenen, eingangs dieses Abschnittes zitierten Aus-
bildungsaufenthalte in Triest, Vorarlberg und der Schweiz, kommen also – einen
sechsjährigen Trivialschulbesuch ab dem 6. Lebensjahr vorausgesetzt53 – in etwa die
Jahre zwischen 1790 und 1797 in Frage.
46 Abschrift Pfurtscheller an LG Stubai, 20. Januar 1812, TLMF, Hist. Samml., Schachtel „Zünfte –
Schmiede im Stubaital“, Nr. 10.
47 Oberhofer, „Andere“ Hofer, 2009, S. 120.
48 Vgl. ebd.
49 Auf die lange Dauer derartiger Aufenthalte verweisen zum einen die Michael Pfurtschellers Sohn
Joseph betreffenden Quellen, zum anderen die Untersuchungen Oberhofers zu Andreas Hofer. (Vgl.
Kap. 5.3.4.; sowie: Oberhofer, „Andere“ Hofer, 2009, S. 119.)
50 Oberhofer, „Andere“ Hofer, 2009, S. 120.
51 Vgl. Kap. 3.1.
52 Vgl. Kopie Bericht Pfurtschellers zu 1797, Oktober 1834, TLMF-Bib., FB 55495, S. 1.
53 Vgl. Kap. 2.1. u. 2.2.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435