Seite - 57 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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2.3. Wander- und Lehrjahre 57
In der Anlage wird eine von ihm gelieferte umständliche Schilderung der befraglichen
Kriegsbegebenheiten vom Jahre 1796 inclusive 1813 einbegleitet.“4
Das Kreisamt Schwaz leitete, nachdem es entsprechende Antworten aus allen ihm
untergeordneten Landgerichten gesammelt hatte, den Bericht des Landgerichtes
Mieders beziehungsweise Pfurtschellers am 31. März 1839 an das Landespräsidium
weiter, dieses wiederum an die ständische Aktivität.5
Die im Schreiben des Landgerichtes Mieders genannte, „von ihm [Michael Pfurt-
scheller] gelieferte umständliche Schilderung der befraglichen Kriegsbegebenheiten
vom Jahre 1796 inclusive 1813“ stammt jedoch – das zeigt der Handschriftenver-
gleich – gar nicht aus der Feder Michael Pfurtschellers selbst, nicht einmal die Unter-
schrift erfolgte eigenhändig. Allerdings schildert der 22-seitige Bericht immer wieder
Begebenheiten aus Pfurtschellers Perspektive, diverse nachträgliche Einfügungen und
Ausbesserungen dürften von ihm selbst vorgenommen worden sein. Michael Pfurt-
scheller ist also zwar nicht der Schreiber des Textes, wohl aber – wie eingangs bereits
angedeutet – dessen „geistiger Urheber“.6
Pfurtscheller betitelt seinen Bericht mit „Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte
von denen Jahren 1796 bis einschlüßlich 1813 so weit es Thal-Stubay betrift“. Und
so stellt sich auch der Inhalt des Textes dar: Es handelt sich eben vorrangig um eine
Beschreibung der kriegerischen Ereignisse im betreffenden Zeitraum in und um Tirol.
Pfurtscheller betätigt sich in erster Linie als „Geschichtsschreiber“. Seine eigenen Er-
4 LG Mieders an KA Schwaz, 7. August 1838, TLA, Landtagsakten 1839, Fasz. 75, Nr. 1105, LG-Zl.
787/33 Publ.
5 Vgl. KA Schwaz an Landespräsidium, 31. März 1839, TLA, Landtagsakten 1839, Fasz. 75, Nr.
1105, KA-Zl. 2762/256 Prov.
6 Vgl. Pfurtschellers „Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten
1839, Fasz. 75, Nr. 1105 [Das Schriftstück ist mit keiner eigenen Aktennummer versehen und liegt,
eingeschlagen in das Schreiben des Landgerichtes Mieders an das Kreisamt in Schwaz vom 7. August
1838, LG-Zl. 787/33 Publ., bei den gesammelten Berichten des Kreisamtes, die am 31. März 1839
an das Landespräsidium gesandt wurden – KA-Zl. 2762/256 Prov. Künftig wird nur noch auf die
übergeordnete Aktennummer in den Landtagsakten verwiesen.]. – Der Schreiber des Textes lässt
sich nicht identifizieren. In der Folge wird jedoch, aus den bereits erörterten Gründen, Michael
Pfurtscheller als dessen Urheber angenommen. Außerdem scheint die Annahme gerechtfertigt, dass
dieser Bericht eigens als Antwort auf eine Anfrage des Landgerichtes Mieders – zwischen 6. Juli und
7. August 1838 – verfasst wurde. Dies lässt sich aus der folgenden Bemerkung Pfurtschellers schlie-
ßen: „Ich befingerzeuge also – daß man Links oder Rechts zwischen der Brücke und dem Zollhause
eine Kappelle setzen möchte!“ Pfurtscheller reagierte also mit seinem Bericht offensichtlich auf eine
diesbezügliche Nachfrage des Landgerichtes, die erst nach dem 6. Juli erfolgt sein kann. Von diesem
Tag datiert nämlich der Auftrag des Kreisamtes in Schwaz an das Landgericht, hinsichtlich geeigne-
ter Plätze für die oben erwähnten Gedächtniskapellen Bericht zu erstatten.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435