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3.1. 1797 61
stellung befasste Michael Pfurtscheller auf einer längeren Geschäftsreise sei,14 am 5.
Januar 1835 die geforderte Zusammenstellung.15 Dabei war das Landgericht Mieders
mit seiner Zusammenstellung noch sehr pünktlich. Laut Hans Kramer trafen die
gesammelten Berichte aus dem Kreis Unterinntal am 5. März in Innsbruck ein. Der
letzte noch ausständige Bericht des Kreisamtes Rovereto kam erst Ende März.16
Die im Tiroler Landesarchiv vorhandene Verlustliste des Landgerichtes Mieders
stammt nicht aus der Feder Michael Pfurtschellers, das zeigt der Vergleich der Hand-
schriften sehr deutlich. Sie wurde wohl von einem Gerichtsschreiber angefertigt.
Vonseiten des Landgerichtes heißt es jedoch gegenüber dem zuständigen Kreisamt,
dass zumindest ein Teil der Daten von Michael Pfurtscheller kommt:
„Michael Pfurtscheller gewesener Anführer der Stubaier Landesvertheidiger hat sich her-
bei gelassen, über die im Felde gebliebenen Landesvertheidiger Daten zu liefern. Da er
aber gegenwärtig in Handelsgeschäften abwesend ist, und vor Weihnachten nicht zurück
kommt: so ersucht man zur Einsendung […] um gnädige Fristbewilligung bis 1. Jänner k.
J. [kommenden Jahres]“17
Pfurtscheller begnügte sich jedoch nicht mit dem Erstellen einer simplen Gefallenen-
liste. Er ließ eine mehrseitige Schilderung der Ereignisse der Kriegsjahre 1796/97, mit
besonderem Fokus auf die 1797 ins südliche Tirol ausgerückten Stubaier Landstür-
mer und Schützen folgen. Pfurtscheller reichte seine Ausführungen jedoch mit einiger
Verspätung ein. Wohl am 14. April 1835 übermittelte er dem Landgericht seinen
ausführlichen Bericht, ergänzt mit einem Begleitschreiben18, verschiedenen Beilagen
und Originaldokumenten19. Das war eindeutig mehr als das Landgericht Mieders von
14 Vgl. LG Mieders an KA Schwaz, 4. Dez. 1834, TLA, Abt. LV., 1835/36, Fasz. 257, Defensionsfor-
derungen 1809, Verlustlisten Kreis Unterinntal, LG Mieders.
15 Vgl. Verlustliste des LG Mieders, 5. Januar 1835, TLA, Abt. LV., 1835/36, Fasz. 257, Defensions-
forderungen 1809, Verlustlisten Kreis Unterinntal, LG Mieders.
16 Vgl. H. Kramer, Die Gefallenen Tirols, 1940, S. 9, Anm. 10.
17 LG Mieders an KA Schwaz, 4. Dezember 1834, TLA, Abt. LV., 1835/36, Fasz. 257, Defensionsfor-
derungen 1809, Verlustlisten Kreis Unterinntal, LG Mieders.
18 Aus der Form des erhaltenen Begleitschreibens an das Landgericht Mieders sowie aus der Tatsache,
dass dieses sich im Nachlass Pfurtschellers befindet, lässt sich annehmen, dass es sich hier um einen
Entwurf oder eine Abschrift handelt. Aus dem auf diesem Schriftstück angeführten Datum lässt sich
auf das Entstehungsdatum des eigentlichen Begleitschreibens Mitte April 1835 schließen. Dieses ist
jedoch leider nicht mehr auffindbar. (Vgl. Entwurf Begleitschreiben 1797, 14. April 1835, TLMF,
Hist. Samml., Nachl. MP, III, Bund 1, Nr. 18.)
19 Pfurtscheller verweist in seinem Bericht auf verschiedene Belege, die er diesem beigefügt haben will.
Diese Materialien finden sich heute in seinem Nachlass. (Vgl. Materialien zu 1796/97, TLMF, Hist.
Samml., Nachl. MP, III, Bund 1.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435