Seite - 73 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Bild der Seite - 73 -
Text der Seite - 73 -
3.1. 1797 73
ßerdem seien zehn Landesverteidiger verwundet nach Hause gekehrt. Ein Stubaier
sei gefangen genommen und erst am 9. April in Lienz wieder freigelassen worden.
Pfurtscheller selbst hat den Auszug mit dem Landsturm – soweit aus den Quellen
hervorgeht – unbeschadet überstanden.78
Hinsichtlich der soeben genannten Verluste der Stubaier ergeben sich jedoch ei-
nige Ungereimtheiten:
– In der am 5. Januar 1835 vom Landgericht Mieders dem Kreisamt in Schwaz
übermittelten Gefallenenliste für das Jahr 1797 werden nur vier Tote angeführt.79
Das verwundert umso mehr, als Michael Pfurtscheller – darauf wurde bereits hin-
gewiesen – ja an der Zusammenstellung dieser Liste maßgeblich mitgewirkt haben
soll.80
– Hans Kramer bezieht sich in seinen „Gefallenen Tirols“ auf diese Angaben, er-
gänzt jedoch unter Berufung auf die Ausführungen von Norbert Stock, der sich Ende
des 19. Jahrhunderts in einem Buch mit den Kämpfen bei Spinges befasste81, die
Namen von drei weiteren Gefallenen.82 Kramer nennt in seiner 1940 zusammenge-
stellten Auflistung also für die Kämpfe Anfang April 1797 die Namen von sieben ge-
fallenen Stubaiern: 1. Blasi Jenewein, 2. Johann Volderauer, 3. Veit Stern, 4. Michael
Kartnaller, 5. Anton Mayr, 6. Andreas Vergörer83 und 7. Martin Mayland.84
– Die gleiche Zahl wird in einer Beilage des schon mehrfach zitierten Berichtes des
Landsturmkommandanten Philipp von Wörndle zu den Ereignissen Ende März, An-
fang April 1797 genannt. Die Namen unterscheiden sich jedoch teilweise: 1. Johann
Volderauer, 2. Anton Mayr, 3. Andreas Vergörer, 4. Johann Strobl, 5. Franz Singer, 6.
Lorenz Kalchschmied und 7. Martin Mayland.85
– In der bereits erwähnten, nicht datierten provisorischen Standes- und Verlust-
liste aus dem Nachlass Pfurtschellers berichtet dieser, wie die Beilage zum Bericht von
Wörndles und auch wie Kramer später, ebenfalls von sieben Toten, wobei wiederum
78 Vgl. Kopie Bericht Pfurtschellers zu 1797, Oktober 1834, TLMF-Bib., FB 55495, S. 15 f.
79 Vgl. Verlustliste des LG Mieders, TLA, Abt. LV., 1835/36, Fasz. 257, Defensionsforderungen 1809,
Verlustlisten Kreis Unterinntal, LG Mieders.
80 Vgl. LG Mieders an KA Schwaz, 4. Dez. 1834, TLA, Abt. LV., 1835/36, Fasz. 257, Defensionsfor-
derungen 1809, Verlustlisten Kreis Unterinntal, LG Mieders.
81 Vgl. Norbert Stock, Der Tag bei Spinges (2. April 1797) in der Geschichte: in weihevoller Erinne-
rung und im Kranze vaterländischer Dichtung, Brixen 21891, S. 27.
82 Vgl. H. Kramer, Die Gefallenen Tirols, 1940, S. 78.
83 Die in der Quelle gebrauchte Schreibweise lautet „Vergehrer“. Dieser Name lässt sich auf einen zur
Gemeinde Fulpmes gehörigen Weiler zurückführen. Dieser wird heute „Vergör“ geschrieben. In
Anlehnung daran wurde hier und in weiterer Folge die Schreibweise angepasst.
84 Vgl. H. Kramer, Die Gefallenen Tirols, 1940, S. 77 f.
85 Vgl. Bericht Philipp von Wörndles 1797, 18. Januar 1798, TLMF-Bib., Dip. 1232/II, Bl. 35.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435