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3.2. 1799/1800, 1805 79
len, auf denen seine Abhandlung beruht. Darunter findet sich auch der Hinweis
auf das „Feld-Journal“ des Michael Pfurtscheller, der damals als Fourier, also Kom-
panieschreiber, ausgerückt war.107 Daneben beruft sich Moriggl auch noch auf die
– wohl mündlichen – Berichte des Miederers Joseph Lener108, der im Jahre 1799 als
Oberjäger mit der Stubaier Schützenkompanie unterwegs war.109 Das Feldtagebuch
Pfurtschellers ist heute leider nicht mehr auffindbar. Auf die Beteiligung Pfurtschel-
lers als Kompanieschreiber beziehungsweise Fourier weist jedoch auch ein Eintrag
in der Zusammenstellung seiner Zeugnisse und Urkunden hin, die sich in seinem
Nachlass findet. Das von Hauptmann und Landrichter Joseph von Stolz zur Be-
stätigung der Ausrückung Pfurtschellers ausgestellte, gedruckte Zeugnis, das hier
vermerkt wird, ist jedoch nicht im Original überliefert.110 Auch in seinem Bericht
über die Kriegsereignisse der Jahre 1796 bis 1813 aus dem Jahr 1838 widmet Pfurt-
scheller diesem Einsatz der Stubaier Schützen nur wenige Zeilen, die er durch die
Beilage einer Abschrift eines Schreibens des Oberkommandierenden, Feldmarschall
Heinrich von Bellegarde111, an den Landesgouverneur von Bissingen112 vom 25. April
Buch ist ein Separatdruck aus der Tiroler Schützenzeitung, in deren Ausgaben desselben Jahres Mo-
riggls Abhandlung zu den Ereignissen 1799 zuerst erschienen war. ([S. Moriggl], Alois Moriggl,
[1866], S. 9.)
107 Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die „Berührungspunkte“ der Biografien Alois Morig-
gls und Michael Pfurtschellers. Beide waren mit Joseph Rapp bekannt, beide waren Mitglieder des
Ferdinandeumsvereins.
108 Joseph Cupertin Lener (1775–1859), Sohn des Miederer Wirts Franz Lener und dessen Ehefrau
Gertrud Reinisch, wurde am 15. September 1775 in Mieders getauft. (Vgl. Tauf- und Trauungsbuch
Mieders I, TLA, Mikrofilm Nr. 0640, Abschn. 1.) Durch die Heirat von Michael Pfurtscheller und
Anna Lener (Vgl. Kap. 5.2.1.) war er ab dem Jahr 1805 mit Pfurtscheller verschwägert. 1806 über-
nahm der das elterliche Wirtshaus und führte es bis zur Übergabe an seinen Sohn August. (Vgl. Ver-
mögensübergabe Franz Lener – Joseph Lener, 6. März 1806, TLA, VB Stubai, 34/239, Bl. 376–397;
sowie: Vermögensübergabe Joseph Lener – August Lener, 9. März 1847, TLA, VB Stubai, 34/324,
Bl. 491–499.) Mehrere Jahre lang war er außerdem Gemeindevorsteher und Schützenmeister von
Mieders, später auch Gerichtskassier des Landgerichts Mieders. Er starb am 6. Dezember 1859.
(Vgl. Granichstaedten-Czerva, Alte Garde, 1932, S. 309–313.)
109 Vgl. Alois Moriggl, Einfall der Franzosen bei Martinsbruck und Nauders im Jahre 1799, Innsbruck
1855, S. II.
110 Vgl. Verzeichnis Zeugnisse, Urkunden und Diplome, TLMF, Hist. Samml., Nachl. MP, I, Bund 1,
Nr. 1, Eintrag zum 11. Juni 1800.
111 Heinrich Graf von Bellegarde (1756–1846) war 1771 in kaiserliche Armeedienste getreten und 1796
zum Feldmarschallleutnant befördert worden. 1799 wurde ihm das Kommando über die kaiserlichen
Truppen in Tirol übertragen. (Vgl. Oskar Regele, Bellegarde, in: NDB, Bd. 2, Berlin 1955, S. 29 f.)
112 Ferdinand Graf Bissingen-Nippenburg (1749–1831) war in den Jahren 1797 bis 1802 Gouverneur
von Tirol und Vorarlberg und leitete in dieser Funktion auch die Landesverteidigung 1799. 1815,
nach dem Ende der bayerischen Regierung, wird er wiederum als Landesgouverneur eingesetzt. (Vgl.
Karl Otmar Frhr. v. Aretin, Bissingen und Nippenburg, in: NDB, Bd. 2, Berlin 1955, S. 279 f.)
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435