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80 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
1799 ergänzt. Von Bellegarde berichtet darin von den wenige Tage zuvor im Engadin
stattgefundenen Kampfhandlungen, bei denen sich auch die Stubaier Schützen aus-
gezeichnet hätten.113
Details zu den Erlebnissen der Stubaier Landesverteidiger lassen sich jedoch in
erster Linie über die Ausführungen von Alois Moriggl nachvollziehen:
„Den 2. April rückte die Stubaier Compagnie in Ischgl ein und blieb dort bis 5. Mai.
Hauptmann dieser ausgezeichneten Compagnie war Hr. Josef v Stolz zu Latschburg, damals
Hofrichter im Thale Stubai, Oberlieutenant war Franz Stainer, Unterlieutenant Hr. Josef
Müller und Fähnrich Anton Seewald. Bei dieser Compagnie befanden sich auch die beiden
Patrioten Hr. Lener und Hr. Pfurtscheller, vom Jahre 9 rühmlichst bekannt. Die Compa-
gnie war 125 Mann stark.“114
Die Aufforderung an die Gerichte Thaur, Rettenberg, Sonnenburg, Axams, Ambras,
Wiltau, Stubai, Hörtenberg, Petersberg, Landeck, Laudeck und Pfunds war am 26.
März in Innsbruck abgefasst worden. Die Gerichte sollten ihre Mannschaften, Land-
sturm und Schützenkompanien, mit Proviant versehen und nach Landeck schicken,
dort würden dann die zu besetzenden Posten bekanntgegeben.115 Der Landsturm der
weiter entfernten Gerichte, darunter auch Stubai, wurde dann am 31. März ange-
wiesen umzukehren, da sich auch die gegnerischen Truppen zurückgezogen hätten.
Lediglich die Schützenkompanien sollten ihren Marsch fortsetzen.116
Während, wie bereits erwähnt, der allgemeine Angriff aufgrund der widrigen Wit-
terungsverhältnisse – es hatte in der Nacht vom 20. auf den 21. April geschneit – nicht
stattfand, rückten die Stubaier, gemeinsam mit einigen weiteren Schützenkompanien
ins Engadin vor. Durch einen Kommunikationsfehler habe, so Moriggl, „Major von
113 Vgl. Pfurtschellers „Kurzgefaßte Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten
1839, Fasz. 75, Nr. 1105, S. 3 u. Beilage zu S. 3 [vgl. Anm. 6].
114 A. Moriggl, Einfall der Franzosen, 1855, S. 73. – Aus Pfurtschellers Darstellung aus dem Jahr 1838
geht hervor, dass Hin- und Rückmarsch wohl jeweils mehrere Tage in Anspruch nahm. Die Kompa-
nie habe das Stubaital nämlich bereits am 28. März verlassen und auf dem Rückweg erst am 9. Mai
Innsbruck erreicht. Bei der Rückkehr nach Innsbruck sei die Kompanie durch die „Anheftung“ einer
„Medaille“ ausgezeichnet worden. Unterleutnant Joseph Müller sei außerdem gesondert ausgezeich-
net worden. Dieser habe sich nämlich beim Rückzug über das Fimbajoch „durch die die Vortheil-
hafteste Aufstellung seiner Schützen“ „vorzüglich ausgezeichnet“. (Vgl. Pfurtschellers „Kurzgefaßte
Beiträge zur Kriegsgeschichte“, o. D. [1838], TLA, Landtagsakten 1839, Fasz. 75, Nr. 1105, S. 3
[vgl. Anm. 6].)
115 Vgl. A. Moriggl, Einfall der Franzosen, 1855, S. 73.
116 Vgl. ebd.
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435