Seite - 117 - in Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Bild der Seite - 117 -
Text der Seite - 117 -
3.3. 1809 117
gerechte Vertheilung milder Beiträge267 dahier“ gewesen.268 Wie um zu betonen, dass
sein Gehorsam gegenüber der bayerischen Obrigkeit nicht von Eigennutz geleitet
war, fügt er in einer Klammer noch hinzu, dass er „nicht unter der Zahl der hiesigen
Verunglückten“ gewesen sei.269
Vorschnelle Schlüsse lässt jedoch auch diese Schilderung Pfurtschellers nicht zu.
Wie bereits angedeutet, ist dieser Bericht über den Beginn der Erhebung nicht der
einzige erhaltene aus der Hand Michael Pfurtschellers. Sein Zusammentreffen mit
Domanig, von Stolz und Lener schildert dieser jedoch ausschließlich in dieser Darstel-
lung, seinen „Nachträgliche[n] Bemerkungen“ für Joseph Rapp. In anderen Berichten
ist von seiner späten Einweihung in die Aufstandspläne nicht die Rede. Auch aus
seinen übrigen Darstellungen für Rapp geht diesbezüglich nichts hervor. In einem
Schriftstück, das sich als Begleitschreiben Pfurtschellers im Zuge der Übersendung
von Materialien zu den Ereignissen des Jahres 1809 an Rapp identifizieren lässt –
überschrieben ist dieses mit „Bemerkungen über die Geschichte der Epoche im Jahr
1809“ –, erwähnt er die oben geschilderte Begebenheit in Schönberg nicht. Zumin-
dest aber gibt es eine Parallele, da Pfurtscheller auch in diesem Schreiben wiederum
sein Befremden über das Fehlen von Datum und Unterschrift in Hormayrs Aufruf
zum Ausdruck bringt:
„Daige Bewohner zogen auf vorläuffige Vertheilung von Hormairs Libel ohne Dattum +
Unterschrift mit einer Fahne u. Musik über Schönberg – ein Theil über Mutters am 11
April 1809 dem Bergisel zu […].“270
An anderer Stelle berichtet Pfurtscheller an Rapp von einer angespannten Stim-
mungslage im Stubaital Anfang April 1809. Der Aufruf Hormayrs zur Erhebung
gegen die bayerische Regierung sei verbreitet und von den Empfängern positiv auf-
genommen worden:
„Überdies waren Hormairische Aufrufs Libele „Die Stunde Eur Erlösung – ist da“ [im
Umlauf] (diese Drukschrift ohne Datum und Unterschrift wurde auch im Thal Stubaj
verbreittet, u. fand Anklang, indeme sich die Bayern allenthalben verhaßt machten: da sie
267 Damit bezieht sich Pfurtscheller auf die bereits erwähnte Wiederaufbauhilfe für Fulpmes nach dem
verheerenden Hochwasser im August 1807. (Vgl. Kap. 3.3.3.1.)
268 Pfurtscheller an Rapp – Nachträgliche Bemerkungen, o. D., TLA, Materialiensammlung Rapp,
Schuber 18 e, Nr. 5.
269 Ebd.
270 Pfurtscheller an Rapp – Begleitschreiben, 20. September 1837, TLA, Materialiensammlung Rapp,
Schuber 18 e, Nr. 10.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435