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3.3. 1809 125
dieser Ausführungen findet sich jedoch auch in der Materialiensammlung Joseph
Rapps: Er, Joseph Patsch, habe sich am 10. April beim Ortsvorsteher von Grinzens
– eine Nachbargemeinde von Axams – erkundigt, welche Mannschaften denn am
Bergisel stünden. Dieser habe geantwortet, „die von Mutters und Natters, und die
Stubaier hätten auch dazu Ordre bekommen“.301
Wann beziehungsweise ob eine solche „Ordre“ im Stubaital eintraf, lässt sich aus
Pfurtschellers Darstellungen dieser Tage nicht bestätigen. Auf seine Schilderung des
11. April 1809 als den Tag, an dem er überhaupt erst von dem schon seit dem voran-
gegangenen Winter vorbereiteten Aufstand gegen die bayerische Regierung erfahren
haben will, wurde bereits eingegangen. Nach seiner Unterredung mit von Stolz, Le-
ner und Domanig in Schönberg, so schreibt er im selben Bericht weiter, hätten sich
die Ereignisse überschlagen. Noch bevor er wieder in Fulpmes angekommen war,
hätten die Kirchturmglocken dort bereits zum Sturm geläutet:302
„Nun ehe ich (um 9 Uhr V. M. [Vormittag]) nach Hause kam, hörte ich unsere Kirchenglo-
cken Stürmisch leiten, nach vertheilter Munizion hieß es du bist Ortsvorsteher mußt mit
uns, wir dir schon gehorsammen.“303
Die Mannschaft sei dann über Schönberg in Richtung Innsbruck gezogen304, beim
Gasthof Schupfen sei man dann links ab nach Mutters und Natters marschiert, um
sich dann auf der Gallwiese und auf dem Bergisel südwestlich von Innsbruck zu
postieren. Dort kam es auch zu den ersten Schusswechseln mit bayerischen Truppen.
„Seine Leute“ hätten sich schließlich auch in die Ebene hinabgewagt und zwei Infan-
teristen gefangengenommen, so Pfurtscheller.305
Ein anderer Bericht Pfurtschellers an Rapp beschäftigt sich detaillierter mit dem
Verlauf der Ereignisse nach dem Sammeln der Sturmmannschaft. Pfurtscheller
301 „Beyträge zur Geschichte des Tiroler=Krieges im Jahre 1809, von Joseph Patsch“, TLA, Materialien-
sammlung Rapp, Schuber 13, Hs. 7, S. 2 f. – Vgl. auch: J. Hirn, Tirols Erhebung, 1909, S. 299.
302 Vgl. Abschnitt 3.3.4.
303 Pfurtscheller an Rapp – Nachträgliche Bemerkungen, o. D., TLA, Materialiensammlung Rapp,
Schuber 18 e, Nr. 5.
304 Sowohl bei Joseph Rapp (Rapp, Tirol 1809, 1852, S. 90 u. 139.) als auch bei Rudolf Granichstaed-
ten-Czerva (Granichstaedten Czerva, Alte Garde, 1932, S. 309.) wird die Episode erzählt, Joseph Le-
ner, Pfurtschellers Schwager und Wirt in Mieders, habe in Schönberg, auf einem Weinfass stehend,
eine Rede an das „kampflustige Volk“ gehalten. Diese Begebenheit wurde auch auf einem in Inns-
bruck produzierten Tarock-Kartenspiel mit Motiven aus dem Jahr 1809 verewigt. In den Berichten
Michael Pfurtschellers finden sich diesbezüglich keine Hinweise.
305 Vgl. Pfurtscheller an Rapp – Nachträgliche Bemerkungen, o. D., TLA, Materialiensammlung Rapp,
Schuber 18 e, Nr. 5.
Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435