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126 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant
streicht hier klar den Zusammenhang des Ausrückens der Stubaier mit den Gescheh-
nissen in und um Axams heraus:
„Am 11306 April frühe waren k.b. Grenadiere beordert – um die Conscribierten von Axams
u. Umgebung zu holen: allein lestere erhielten Wincke von diesem Anmarsche – überdies
waren Hormairische Aufrufs Libele ‚Die Stunde Eur Erlösung [in lat. Schrift] – ist da‘307
(diese Drukschrift ohne Datum und Unterschrift wurde auch im Thal Stubaj verbreittet,
u. fand Anklang, indeme sich die Bayern allenthalben verhaßt machten: da sie viel Neues
einführten das Alte verdrängten, somit den Tiroler vor 40 Jahre Weise gescheid – oder ge-
schmeidig zu machen – strebten.[)] Als die bayer. Soldaten über die Gallwiese zum Schwar-
zen Kreutz ankammen, wurden selbe unerwarthet von den Landvolk angegriffen, daß k.b.
Millitair zog sich in die Gebäude der Gallwiese zurük; wo daß kleine Gewehrfeuer von
beiden Teilen bis Abends fortgesezt wurde.“308
An dieser Stelle fährt Pfurtscheller fort mit einer Beschreibung der Ausrückung
der Stubaier am 11. April. Seinen Ausführungen zufolge seien die Aufgebote von
Neustift, Telfes, Kreith und Mieders bereits am Vormittag in Richtung Mutters und
Natters gezogen und hätten auf der Gallwiese an den Kämpfen gegen die bayerischen
Truppen teilgenommen. Er selbst hingegen sei mit der Fulpmer Mannschaft zuerst
nach Schönberg gezogen, um sicherzustellen, dass nicht etwa gegnerische Truppen,
durch das Wipptal vorrückend, den Tiroler Aufgeboten in den Rücken fielen. Da von
Süden keine Gefahr zu drohen schien, rückte das Fulpmer Aufgebot am Nachmittag
den anderen Stubaiern nach in Richtung Innsbruck. Auf dem Weg dorthin habe sich
Pfurtscheller dann mit Johann Etschmann, dem Wirt des zwischen Gärberbach und
dem Schönberger Ortsteil Unterberg liegenden Gasthofs Schupfen, über das weitere
Vorgehen besprochen:309
306 Hier dürfte eine Verwechslung hinsichtlich des Datums unterlaufen sein, es handelte sich um den
10. April.
307 Vgl. Anm. 261.
308 Pfurtscheller an Rapp – Nachtrag und Ergänzung zur Schilderung von 1819, o. D., TLA, Materiali-
ensammlung Rapp, Schuber 18 e, Nr. 9.
309 Vgl. ebd. – Johann Baptist Etschmann (1764–1847) stammt aus Oberhofen bei Telfs. Er ist wohl
schon früh in die Vorbereitung des Aufstandes im Jahr 1809 involviert. Sein Wirtshaus, zwischen
Gärberbach und Unterberg unterhalb von Mutters an der Brennerstraße gelegen, ist mehrfach das
Hauptquartier der Aufständischen um Andreas Hofer. Er selbst, darauf wird noch detaillierter ein-
gegangen werden, ist – zumindest für rund um die Kämpfe am Bergisel im November 1809 lässt
sich das aus den Michael Pfurtscheller betreffenden Quellen belegen – für die Proviantierung der
am Bergisel lagernden Tiroler Aufgebote zuständig. Im Jahr 1813 wird er von den bayerischen Be-
hörden abermals der Mitwirkung an einem neuerlichen Aufstandsversuch verdächtigt und deshalb
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Ein Bürger unter Bauern?
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Titel
- Ein Bürger unter Bauern?
- Untertitel
- Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
- Autor
- Michael Span
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20144-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 470
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
- 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
- 3.1. 1797 58
- 3.2. 1799/1800, 1805 77
- 3.3. 1809 88
- 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
- 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
- 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
- 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
- 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
- 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
- 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
- 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
- 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
- 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
- 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
- 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
- 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
- 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
- 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
- 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
- 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
- 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
- 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
- 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
- 3.4. Erbhuldigung 1838 236
- 3.5. 1848 251
- 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
- 5. Familie Pfurtscheller 315
- 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
- 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
- 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
- 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
- 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
- 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
- 7. Schlussbemerkungen 425
- 8. Anhang 435