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Vor 1918
Ein Bürger unter Bauern? - Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
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134 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant hungsweise -wohnungen. Andreas Alois Dipauli340 und Anton Knoflach341 schildern in ihren Tagebüchern aus dem Jahre 1809 die Ausschreitungen des 12. April, Dipauli besonders ausführlich.342 Verharmlosend wirken demgegenüber die rund hundert Jahre jüngeren Ausführungen Josef Hirns: Seitens „der Bauern“ sei es kaum zu nen- nenswerten Übergriffen gegen die Innsbrucker Bürgerschaft gekommen. Man hätte es lediglich für recht und billig befunden, dass die „Befreiten“, die Innsbrucker, nun für die Verpflegung der „Befreier“, die Aufgebote aus den Landgemeinden, aufkom- men sollten, habe sich nach Erhalt derselben jedoch mit einem „Vergeltsgott“ verab- schiedet. Zu gröberen Ausschreitungen sei es nur in den Häusern des Bürgermeisters Kasimir Schumacher und des Alois Niederkircher – Wirt zum Goldenen Adler – ge- kommen. Letzterem habe man es nicht verzeihen können, „dass er zu zweien seiner Kinder den König zur Patenschaft gebeten hatte“.343 Es sei vor allem das „rauflustige 340 Andreas Alois Dipauli [auch: Di Pauli] (1761–1839) war 1809 als Appellationsgerichtsrat in Innsbruck tätig. Dipaulis Aufzeichnungen wurden 2008 von Wolfgang Meighörner ediert. (Wolfgang Meighörner, Das Tagebuch des Appellationsrates Andreas Alois Baron Di Pauli von Treuheim, in: Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 1 (2008), S. 204–329.) Es handelt sich dabei, so analysiert Martin Schennach, um Gedächtnisstützen für Dipaulis 1810 verfassten Erlebnisbericht „Meine Lage im Jahr 1809 mit einem Anhange vom Jahr 1810“. (Vgl. Schennach, Revolte, 2009, S. 76.) 341 Anton Knoflach (1783–1842) war 1809 Rechtspraktikant in Innsbruck und als Hauslehrer bei Fami- lie Dipauli beschäftigt. Seine Tagebuchaufzeichnungen wurden 1909 von Franz Schumacher ediert. (Franz Schumacher (Hg.), Anton Knoflach’s Tagebuch über die Ereignisse in Innsbruck im Jahre Neun (Anno Neun 13), Innsbruck 1909.) 342 Vgl. Schumacher, Knoflach’s Tagebuch, 1909, S. 8–10; sowie: Meighörner, Tagebuch Di Pauli, 2008, S. 219–226. – Auch die Wohnung Dipaulis wurde heimgesucht. Nur als Beispiel sei hier eine kurze Passage aus dem Tagebuch Dipaulis zitiert: „[…] Die Kerls fielen aber über meinen gedeckten Tisch her u. nahmen Zinnteller, silberne Löffel, die Weinflasche weg. Meine Magd Elisabet Käsba- cherin räumte mit den Kerls ab, u. rettete so einen Theil des Silbers. Sie wollte einem den silbernen Schöpflöffel aus der Hand winden, erhielt aber einen Schlagringstreich, daß sie zu Boden fiel, und ihr Gesicht ganz mit Blut durchflossen wurde. […]“ (Vgl. Meighörner, Tagebuch Di Pauli, 2008, S. 222.) Auch andere Bürgerwohnungen, Dipauli führt mehrere Namen (Welden, Inama, Zehentmair, Wild, Finster) an, seien überfallen und geplündert worden. (Vgl. ebd., S. 224.) 343 J. Hirn, Tirols Erhebung, 1909, S. 316; sowie viel früher und ausführlicher: Blaas, Josef Daney, 2005, S. 90. – „Der hohe symbolische Wert, den die Patenschaft in der bäuerlichen Volkskultur einnahm, stigmatisierte einen Bürger wie Niederkircher augenblicklich, und zwar mehr als andere Formen, ungleich massiverer Zusammenarbeit mit Bayern“, so schreibt Hans Heiss. (Vgl. Hans Heiss, Differenzen zwischen Stadt und Land in Tirol 1809, in: Abschied vom Freiheitskampf? Tirol und ‚1809‘ zwischen politischer Realität und Verklärung (Schlern-Schriften 346), hg. v. Brigitte Mazohl und Bernhard Mertelseder, Innsbruck 2009, S. 153–174, hier: S. 172.) Im Gegensatz dazu finden sich trotz der ebenfalls königlichen Patenschaft für dessen im Jahr zuvor geborene Zwillinge keinerlei Hinweise auf ähnliche Anfeindungen gegen den Fulpmer Georg Jenewein. – Vgl. dazu die Darstellung des Besuches des bayerischen Königs in Fulpmes im Jahre 1808 durch die Innsbrucker Zeitung in Kap. 3.3.3.1. Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ein Bürger unter Bauern? Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Titel
Ein Bürger unter Bauern?
Untertitel
Michael Pfurtscheller und das Stubaital 1750–1850
Autor
Michael Span
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20144-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
470
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
    1. 1.1. Begriffe 9
      1. 1.1.1. Sattelzeit 9
      2. 1.1.2. Mikrogeschichte 11
      3. 1.1.3. Protoindustrialisierung 16
      4. 1.1.4. Bürger und Bauern 19
    2. 1.2. Fragestellungen und Forschungsstand 23
    3. 1.3. Quellen 31
      1. 1.3.1. Nachlass Michael Pfurtscheller 32
      2. 1.3.2. Verfachbuch, Verlassenschaftsabhandlungen, Kuratelrechnungen 34
      3. 1.3.3. Gerichtsakten 35
      4. 1.3.4. Materialiensammlung Rapp 36
      5. 1.3.5. „Statistische“ Daten zum Stubaital 37
      6. 1.3.6. Sonstige Quellen 38
  2. 2. Jugend- und Ausbildungsjahre 41
    1. 2.1. Schulbildung in Tirol an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert 41
    2. 2.2. Die Trivialschule in Fulpmes im Jahre 1785 44
    3. 2.3. Wander- und Lehrjahre 51
  3. 3. „Landesverteidiger“ und Schützenkommandant 55
    1. 3.1. 1797 58
      1. 3.1.1. Der Krieg erreicht Tirol 58
      2. 3.1.2. Quellen zu Michael Pfurtscheller und 1797 59
      3. 3.1.3. Der Stubaier Landsturm zieht aus 64
      4. 3.1.4. Die Einsatzgebiete des Stubaier Landsturms 68
      5. 3.1.5. Das Ergebnis der Kämpfe 75
    2. 3.2. 1799/1800, 1805 77
      1. 3.2.1. Tirol und der zweite Koalitionskrieg 77
      2. 3.2.2. Die Stubaier Schützenkompanie an der Grenze zu Graubünden 78
      3. 3.2.3. Stubaier Aufgebote an der Grenze zu Bayern 83
      4. 3.2.4. Der dritte Koalitionskrieg 1805 84
      5. 3.2.5. Das Stubaital und der Krieg 1805 86
    3. 3.3. 1809 88
      1. 3.3.1. Der europäische Rahmen 88
      2. 3.3.2. Die bayerische Regierung 89
      3. 3.3.3. Das Stubaital und die bayerische Regierung 92
        1. 3.3.3.1. Katastrophenbewältigung und Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 93
        2. 3.3.3.2. Neuordnung der Verwaltungssprengel 100
        3. 3.3.3.3. Währungsreform und wirtschaftliche Schwierigkeiten 109
      4. 3.3.4. Michael Pfurtscheller im Vorfeld der Tiroler Erhebung 113
      5. 3.3.5. Michael Pfurtscheller als Akteur im Erhebungsjahr 122
        1. 3.3.5.1. Die „Bauern“ erobern Innsbruck 124
        2. 3.3.5.2. Ausschreitungen und Plünderungen in Innsbruck 133
        3. 3.3.5.3. Die Kapitulation Bissons 141
        4. 3.3.5.4. Pfurtscheller und die Organisierung der Landesverteidigung 149
        5. 3.3.5.5. Unterwegs mit dem Landsturm 154
        6. 3.3.5.6. Die Kapitulation der Innsbrucker Schutzdeputation und Michael Pfurtscheller 163
        7. 3.3.5.7. Deputationen nach München und Wien 170
        8. 3.3.5.8. Die Kämpfe am Bergisel im Mai 172
        9. 3.3.5.9. „Zwischenkriegszeit“ 180
        10. 3.3.5.10. Die Kämpfe im August 185
        11. 3.3.5.11. „Hofers Regiment“ 194
        12. 3.3.5.12. Fortsetzung des Widerstandes trotz des Friedens von Schönbrunn 201
        13. 3.3.5.13. Die Pazifizierung des Stubaitales 217
        14. 3.3.5.14. Exkurs: Das Stubaital als Rückzugsraum für Flüchtlinge 223
      6. 3.3.6. Der Aufstand im Innkreis 1813 und die Zurückhaltung der Stubaier 225
    4. 3.4. Erbhuldigung 1838 236
      1. 3.4.1. Erbhuldigung im Staat des 19. Jahrhunderts 236
      2. 3.4.2. Michael Pfurtscheller und das Großereignis Erbhuldigung 239
    5. 3.5. 1848 251
      1. 3.5.1. Die Revolution erreicht Tirol 251
        1. 3.5.1.1. Stubaier Reaktionen auf revolutionäre Ereignisse 257
        2. 3.5.1.2. Das Stubaital wählt 268
      2. 3.5.2. Defensionskommissär Pfurtscheller 273
  4. 4. Michael Pfurtschellers Stellung in Dorf und Tal 287
    1. 4.1. Michael Pfurtscheller als Gemeindevorsteher 288
      1. 4.1.1. Pfurtscheller und die dörfliche Infrastruktur 291
      2. 4.1.2. Die Verlegung des Gerichtssitzes 294
    2. 4.2. „Lästige“ administrative Ämter 300
    3. 4.3. Exkurs: Anton Lutz und die Unbeliebtheit von Gemeindeämtern 307
    4. 4.4. Michael Pfurtschellers „Feinde“ 310
  5. 5. Familie Pfurtscheller 315
    1. 5.1. Michael Pfurtschellers familiärer Hintergrund 315
    2. 5.2. Michael Pfurtscheller heiratet 321
      1. 5.2.1. Anna Lener 321
        1. 5.2.1.1. Stubaier Heiratskontrakte aus dem Jahr 1805 im Vergleich 328
        2. 5.2.1.2. Michael Pfurtscheller und das Netzwerk der Leners 332
      2. 5.2.2. Elisabeth Wolf 333
    3. 5.3. Michael Pfurtscheller als Familienvater 337
      1. 5.3.1. Der rechtliche Rahmen 337
      2. 5.3.2. Säuglingssterblichkeit und Kinderzahl 339
      3. 5.3.3. Emotionale Bindungen im Hause Pfurtscheller 343
      4. 5.3.4. Die Ausbildung der Söhne Michael Pfurtschellers 349
      5. 5.3.5. Michael Pfurtschellers Söhne und der Militärdienst 352
  6. 6. Michael Pfurtscheller und die Stubaier Wirtschaft 359
    1. 6.1. Wirtschaftliche Grundvoraussetzungen des Stubaitales 359
    2. 6.2. Zahlen und Daten zur Stubaier Wirtschaft 363
      1. 6.2.1. Die Informationsbasis zeitgenössischer Beiträge 364
      2. 6.2.2. Zur Verlässlichkeit bislang rezipierter Quellen zur Stubaier Wirtschaft 367
      3. 6.2.3. Zeitgenössische obrigkeitlich-statistische Erhebungen 372
        1. 6.2.3.1. Das Stubaital in der Staatsgüterbeschreibung von 1802 372
        2. 6.2.3.2. Das Stubaital in der „Montgelas-Statistik“ 375
    3. 6.3. Michael Pfurtscheller als Handelsmann 383
      1. 6.3.1. Die Metallwarenerzeugung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 383
      2. 6.3.2. Die Handelskompanien 391
      3. 6.3.3. Die Jahrhundertwende als wirtschaftliche Krisenzeit 394
      4. 6.3.4. Die Wirtschaftskrise und Michael Pfurtschellers Aufstieg als Verleger 398
        1. 6.3.4.1. Das Handelsmodell Pfurtschellers 398
        2. 6.3.4.2. Michael Pfurtscheller als Krisenretter und Krisenprofiteur 401
        3. 6.3.4.3. Exkurs: Michael Pfurtscheller gegen Anna Maria Heilig, verwitwete Schmid 408
    4. 6.4. Michael Pfurtscheller als Wirt 410
      1. 6.4.1. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Wirten 414
      2. 6.4.2. Stubaier Wirte gegen illegale Konkurrenz 420
    5. 6.5. Pfurtschellers Krämerei 422
  7. 7. Schlussbemerkungen 425
  8. 8. Anhang 435
    1. 8.1. Abkürzungsverzeichnis 435
    2. 8.2. Quellenverzeichnis 436
      1. 8.2.1. Archivalien 436
      2. 8.2.2. Gedruckte Quellen 437
      3. 8.2.3. Zeitungen, zeitgenössisch 438
      4. 8.2.4. Gesetzes- und Verordnungstexte 439
    3. 8.3. Literaturverzeichnis 440
    4. 8.4. Personenregister 460
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